Missernten: Kaffee-Preise steigen in ungeahnte Höhen

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Der Preis für Rohkaffee stieg zuletzt um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Missernten in Vietnam und Kolumbien sorgen für Versorgungsengpässe. Die Hoffnung liegt jetzt bei Brasiliens Ernten.

Der Weltmarkt für Kaffee ist derzeit großen Turbulenzen ausgesetzt. Sorgen um Versorgungsengpässe ließen die Preise an den Rohstoffbörsen von London und New York im Jahresvergleich in die Höhe schnellen. Der von der International Coffee Organization (ICO) berechnete Durchschnittspreis für Rohkaffee stieg Ende Juli auf 153,4 US-Cent pro Pfund, und liegt damit 30 Prozent über dem Vorjahreswert.

Gleichzeitig nimmt der Kaffeekonsum weltweit zu. Im Vorjahr wurden 132 Millionen Sack Kaffee verbraucht, eine Steigerung um ein Viertel seit dem Jahr 2000. Dabei besonders wichtig sind die Sorten Robusta und Arabica. Arabica Bohnen erzielen derzeit Rekordpreise. Ein Pfund war mit einem Preis von 224,5 US-Cent im Juni 2010 fast doppelt so teuer wie vor vier Jahren 2006.

Ernteprobleme in Kolumbien und Vietnam

Rückläufige Lieferungen aus den Produzentenländern, vor allem Kolumbien und Vietnam, haben laut Experten die Vorräte an den internationalen Kaffeebörsen bedenklich schrumpfen lassen. Auch die Lagerstände haben sich in den vergangenen Monaten drastisch reduziert, sagte der Geschäftsführer von cafe+co, Gerald Steger. Preiserhöhungen für die Konsumenten erwartet Steger derzeit noch nicht, die aktuellen Einkäufe der Kaffeeröster seien durch laufende Kontrakte gesichert.

Vor allem Kolumbien hat in den vergangenen Jahren geringere Ernten eingebracht. 2009 wurde mit 7,8 Millionen Sack zu je 60 Kilogramm die niedrigste Menge der letzten 33 Jahre geerntet. Gründe für die Rückschläge im Kaffeeanbau Kolumbiens sind starke Regenfälle, das Wetterphänomen El Niño, teurer gewordene Düngemittel, Insektenplagen und Blattkrankheiten.

Zusätzlich dezimierte ein langfristiges landesweites Umbauprogramm zugunsten der Anpflanzung von neuen Kaffeesträuchern die Ernten der letzten Jahre. Wegen der zuletzt niedrigen Kaffeepreise sind zudem zahlreiche Bauern auf den illegalen Anbau von Kokain ausgewichen.

Doch auch Vietnam, der weltgrößte Lieferant der Sorte Robusta, hatte zuletzt Missernten. Die Verkäufe liegen derzeit um rund 20 Prozent unter denen des Vorjahres. Zudem verhindert eine außergewöhnliche Trockenheit in Uganda, Afrikas führendem Kaffeeproduzenten, heuer die Erfüllung der Ernteprognosen.

Hoffen auf Brasilien

Alle Hoffnung liegt derzeit bei Brasilien, wenngleich Experten damit rechnen, dass die bisherigen Voraussagen über die neue Ernte zu hoch geschraubt wurden. Die Ernte dürfte dennoch gut werden, und wenn genügend Rohkaffee im Herbst auf den Markt kommt, könnten sich bis Jahresende auch die Preise entspannen, hofft Steger.

Die ICO in London rechnet für die ausgehende Saison 2009/10 mit einer stabilen globalen Erzeugung von 120,6 Millionen Sack und stellt erst für 2010/11 wieder eine Zunahme auf 133 bis 135 Millionen Sack in Aussicht. Wesentlich zu dieser Steigerung dürfte Brasilien beitragen, wo mit einer Ernte für 2010/11 von rund 50 Millionen Sack gerechnet werden kann, was eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr von mehr als eine Million Sack bedeuten würde.

(APA)

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