"Amerika ist eine bankrotte Mickey Mouse-Wirtschaft"

Amerika eine bankrotte Mickey
Amerika eine bankrotte Mickey(c) Reuters (Siu Chiu)
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Die Entscheidung der US-Notenbank, ihre lockere Geldpolitik fortzusetzen, sorgt für Kritik. "Amerika ist heute wie Russland 1998", sagt ein Experte. Zudem kaufe die Fed heute sogar faule Hypothekenschulden an.

Die US-Notenbank Fed muss wieder Krisenfeuerwehr spielen. Sie hat ihre expansive Geldpolitik verlängert, da die US-Wirtschaft noch nicht auf eigenen Beinen steht. Bereits am Mittwoch sprach deshalb Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Barclays Capital Deutschland, von "einem Akt der Verzweiflung" der US-Notenbank. Nun weist auch ein Fondsmanager im Interview mit dem US-TV-Sender CNBC auf den Ernst der Lage in den Vereinigten Staaten hin.

"Bankrotte Mickey Mouse-Wirtschaft"

"Amerika ist heute wie Russland im Jahr 1998. Konsumenten, Firmen und die Regierung sind alle hoch verschuldet. Amerika ist daraus resultierend eine bankrotte Mickey Mouse-Wirtschaft", sagt Jochen Wermuth, geschäftsführender Partner bei Wermuth Asset Management.

"Das große Übel für den IWF in Russland im Jahr 1998 war, dass die Zentralbank des Landes damals die Schulden der Regierung finanziert hat", meint Wermuth. Der große Unterschied dazu sei, dass die Fed heute sogar faule Hypothekenschulden angekauft habe.

Bereits vor der Verabschiedung des Troubled Asset Relief Programs (TARP) und der Ausweitung der Fed-Bilanz habe sich die Gesamtverschuldung des öffentlichen und privaten Sektors bei 290 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung befunden. Heute sei die Verschuldung noch weitaus höher, so Wermuth.

"In Amerika gehen die Lichter aus"

Erst vor wenigen Tagen hatte der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman ein drastisches Urteil über die US-Wirtschaft gefällt: "In Amerika gehen die Lichter aus", beklagte er den Verfall der USA auf kommunaler Ebene. Denn von der West- bis zur Ostküste der USA stehen Kommunen und Bundesstaaten unter Sparzwang.

Sein Kollege Joseph Stiglitz sprach vor einer Woche davon, dass sich die US-Wirtschaft mit einer "blutarmen Erholung" konfrontiert sehe. Er fordert eine zweite Runde von Konjunktur-Anreizen. Aber: "Sie müssen besser gestaltet sein. Sie müssen mehr auf Investitionen, Bildung, Infrastruktur und Technologie fokussiert sein. Wenn man diese Investitionen umsetzt, werden die Staatsschulden langfristig niedriger und das Wachstum in der Zukunft höher sein".

(phu)

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