Starker Schweizer Franken macht Kreditnehmern Sorgen

Gepa
  • Drucken

Für die Franken-Kreditnehmer kommt eine Umwandlung in ein Euro-Darlehen aus heutiger Sicht trotzdem sehr teuer. Die Schweizer Nationalbank wird den Leitzinssatz für den SF nicht so schnell anheben.

Wien. Für die heimischen Franken-Kreditnehmer bietet sich auf den ersten Blick wieder einmal ein schlechtes Bild. Der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro einen historischen Höchststand von 1,306 Franken je Euro erreicht. Das bedeutet, die (Buch-)Kreditschuld der Franken-Kredite ist höher geworden.

Für die Franken-Kreditnehmer gibt es aber nicht nur schlechte Nachrichten. Entgegen einiger Prognosen wird die Schweizer Nationalbank (SNB) den Leitzinssatz für den Schweizer Franken doch nicht so schnell anheben. Würde die SNB das tun, hätte das unangenehme Folgen für die Franken-Darlehen: Der Schweizer Franken würde für die Investoren noch attraktiver werden, infolge dessen würde der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert gewinnen und die Franken-Darlehen noch teurer werden lassen.

Für die Kreditnehmer ist der aktuell steigende Franken dennoch sehr unangenehm. Laut Information von einigen Konsumenten lassen die heimischen Banken keine Gelegenheit aus, um die Kunden zu „überreden“, ihre Franken-Darlehen in Euro-Kredite umzuwandeln. Das käme die Franken-Kreditnehmer aus heutiger Sicht sehr teuer zu stehen. Wandeln sie ihre Darlehen tatsächlich um, realisieren sie die Währungsverluste der vergangenen Monate – und die belaufen sich seit März 2009 auf mittlerweile knapp 15Prozent. Außerdem müssen sie bei einer Euro-Finanzierung mit einer deutlich höheren monatlichen Belastung rechnen. Für einen Franken-Kredit fallen derzeit zwischen ein und 1,5Prozent Zinsen an. Bei Euro-Darlehen ist die Belastung deutlich höher, in den meisten Fällen über zwei Prozent.

Presse

Sorgen für Schweizer Exporte

Auf die Franken-Kreditnehmer dürften trotzdem noch einige turbulente Monate zukommen. Die Griechenland-Krise ist noch nicht ausgestanden. Die internationalen Investoren vertrauen dem hoch verschuldeten Land noch nicht und verlangten zuletzt wieder deutlich mehr Zinsen für griechische Anleihen. Diese Unsicherheit schadet dem Euro und treibt mehr Anleger in den „sicheren Hafen“ namens Franken – worauf die Schweizer Währung weiter steigen könnte. Die Schweizer Wirtschaft läuft zudem relativ gut. Die SNB erwartet ein Wachstum von zwei Prozent in diesem Jahr. Das nährt Befürchtungen, dass auch die Inflation anziehen könnte. Dem kann man mit einer Zinserhöhung entgegenwirken. Das wäre wiederum schlecht für die Franken-Kreditnehmer – und für die Schweizer Exportwirtschaft.

Gewinnt nämlich der Franken (infolge einer Zinserhöhung) stark an Wert, werden die Schweizer Exportprodukte für den Euroraum teurer. Laut einer Umfrage ist für die Schweizer Industrie ein Euro-Franken-Kurs von unter 1,35 problematisch. Derzeit steht er aber schon bei knapp 1,31. Für die Franken-Kreditnehmer ist das ein Hoffnungsschimmer, dass sich der Kurs wieder normalisiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.