Armut in den USA: Schlimmste Situation seit 15 Jahren

YEARENDER 2009 FEBRUARY
YEARENDER 2009 FEBRUARY(c) EPA (Jeff Kowalsky)
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43,6 Millionen Amerikaner leben in Armut, das ist jeder siebente Bürger. Bei den Erwerbstätigen ist der Stand sogar der höchste seit 40 Jahren. Die Kinderarmut wuchs auf 20,7 Prozent.

In den USA hat im vergangenen Jahr jeder siebente Bürger in Armut gelebt. Das waren 43,6 Millionen Amerikaner oder 14,3 Prozent der Bevölkerung, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Zensusbüros der USA hervorgeht. Es war der höchste Stand seit 15 Jahren.

Von den US-Bürgern im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren lebten dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr 12,9 Prozent in Armut. Das war der höchste Wert seit über 40 Jahren. Die Kinderarmut wuchs im Vergleich zu 2008 um 1,7 auf 20,7 Prozent.

Jeder Siebente bezieht Lebensmittel-Marken

Im Zuge der Wirtschaftskrise stieg 2009 auch die Zahl der Bürger ohne Krankenversicherung. Sie betrug im vergangenen Jahr dem Bericht zufolge 50,7 Millionen. 2008 waren es noch 46,3 Millionen. Erst heuer verabschiedete der US-Kongress eine Gesundheitsreform, die mehr Bürgern eine Krankenversicherung ermöglichen soll.

Ein weiteres Indiz für die triste Lage vieler US-Bürger ist die Tatsache, dass über 40 Millionen Amerikaner Lebensmittel-Marken erhalten - das sind rund 50 Prozent mehr als vor der Rezession ("DiePresse.com" berichtete). Auch die Zahl der Bezieher von Arbeitslosenhilfe hat sich in den vergangenen drei Jahren auf fast zehn Millionen US-Bürger vervierfacht.

Rekord bei Zwangsvollstreckungen

Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass seit Beginn der Krise mehr als 2,3 Millionen Häuser oder Eigentumswohnungen zwangsweise an Banken und Gläubiger zurückgegeben wurden, weil die Käufer die Kreditraten nicht mehr zahlen konnten.

Mittlerweile warnen auch prominente US-Ökonomen wie Paul Krugman und Joseph Stiglitz vor dem allmählichen Verfall der USA. "In Amerika gehen die Lichter aus - im wahrsten Sinn des Wortes", sagte Krugman im August. Er beklagte den Verfall der USA auf kommunaler Ebene. Nun stünden all jene Dienste zur Disposition, auf die vor allem die Ärmeren angewiesen sind: Straßenlichter, befahrbare Straßen und gute Schulen. Stiglitz wiederum sprach von einer "blutarmen Erholung der USA".

USA als "bankrotte Mickey Mouse-Wirtschaft"

Angesichts der tristen Lage müssen sich die USA sogar gewagte Vergleiche gefallen lassen. "Amerika ist heute wie Russland im Jahr 1998. Konsumenten, Firmen und die Regierung sind alle hoch verschuldet. Amerika ist daraus resultierend eine bankrotte Mickey Mouse-Wirtschaft", sagte Jochen Wermuth, geschäftsführender Partner bei Wermuth Asset Management, im August.

(Ag./phu)

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