Profumo: "Werde nach 15 Jahren einfach weggeschickt"

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Profumo: "Werde nach 15 Jahren einfach weggeschickt"(c) EPA (Matthias Schrader)
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Der UniCredit-Chef Profumo wird nach dem Streit um die libyschen Investoren abgelöst. Er zeigt sich angesichts guter Zahlen verbittert: "Mit den Resultaten der Bank kann man zufrieden sein".

Bei der Bank Austria-Mutter UniCredit kommt es zu einem unerwarteten Chefwechsel. Alessandro Profumo, Vorstandsvorsitzender der Mailänder Großbank, war bei einflussreichen Aufsichtsräten wegen umstrittener libyscher Investoren ins Schussfeld geraten. Die Libyer haben in den letzten Wochen auf 7,6 Prozent aufgestockt. In einem Brief an den Aufsichtsrat der Mailänder Bank Austria-Mutter kündigte Profumo seine Demission an, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Mit Profumos Rücktritt und einer Nachfolgelösung wird sich der Aufsichtsrat in der um 18 Uhr geplanten Sondersitzung befassen.

"Werde nach 15 Jahren einfach weggeschickt"

Die italienische Bank Austria-Mutter könnte den deutschen Aufsichtsratschef Dieter Rampl noch am heutigen Dienstabend damit beauftragen, übergangsweise die Geschäfte der Bank zu leiten, sagte ein Regierungsvertreter. Dies hätten einflussreiche Aktionäre und Rampl bereits bei einem Treffen am Sonntag entschieden.

Profumo konnte seine Verbitterung nicht verbergen. "Ich werde nach 15 Jahren harter Arbeit einfach weggeschickt", wurde Profumo, auch Aufsichtsratspräsident der Bank Austria, von der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Dienstag zitiert. Dabei habe die Bank trotz der schwierigen Wirtschaftslage besser als andere Konkurrenten abgeschnitten. "Mit den Resultaten der Bank kann man zufrieden sein", so Profumo in der Mailänder Tageszeitung.

Libysche Investoren: Schlechte Kommunikation

Profumo, dessen Ablöse am heutigen Dienstagabend erwartet wird, klagt in der Zeitung über die zunehmenden Schwierigkeiten in den Beziehungen zu UniCredit-Aufsichtsratvorsitzendem Dieter Rampl. Der Deutsche wirft Profumo vor, ihn nicht frühzeitig über die Absichten libyscher Investoren informiert zu haben, zunehmende Macht bei der UniCredit zu erwerben. Dabei habe er stets "für die Stabilität der Bank" gehandelt, wurde Profumo zitiert.

Profumo gab zu, dass er die Ziele seiner Strategie, sich libyschen Investoren zu öffnen, nicht richtig kommuniziert habe. Dabei habe er jedoch ausschließlich im Interesse der Bank gehandelt.

"Alessandro, der Gernegross"

Hinter vorgehaltener Hand wird der selbstbewusste Vorzeige-Banker wenig schmeichelhaft als "Alessandro, der Gernegross" oder "Mister Arrogance" ("Süddeutsche") beschrieben. Dass die Chemie mit seinem bayrischen Aufsichtsratschef Dieter Rampl (Ex-HVB) nicht mehr stimmte, war kein Geheimnis.

Vertreter von Sparkassenaktionären - die zusammen immer noch rund ein Zehntel der Aktien halten - äußerten ihre "Irritation" in der Libyen-Causa und auch in der italienischen Politik soll Profumo, der sich gern als politfern gibt, keine Hausmacht haben. Vor allem seit der Ghaddafi-Fonds-Connection. Konservative italienische Politiker fürchteten einen libyschen Übernahmeversuch.

"Europäischen Banker des Jahres" 2002

Als Profumo im August in Bank Austria-Vizechef Federico Ghizzoni einen "Co" an der Mailänder Konzernspitze bekam, wurde bereits mit einem Tabu gebrochen. Profumo hatte bis dato nie einen Stellvertreter gehabt.

Selbst Kritiker billigen ihm zu, aus der Fusion von ein paar mittleren norditalienischen Sparkassen binnen weniger Jahre einen Global Player geschmiedet zu haben. 2002 wurde er zum "Europäischen Banker des Jahres" gewählt.

Libysche Investoren erlangten mehr Einfluss

Profumo hatte - anders als andere Großbanker in Europa - voriges Jahr öffentlichkeitswirksam milliardenschwere Staatshilfen in Italien und in Österreich ausgeschlagen und stattdessen heuer zu Jahresbeginn mit einer riesigen Kapitalerhöhung über die Börse die nötigen Eigenmittel beschafft. In diesem Zusammenhang erlangten libysche Investoren einen stärkeren Einfluss in der Bank, was nicht nur bei italienischen Sparkassenstiftungen, sondern auch in Regierungskreisen für Ärger sorgt.

Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die beiden Aktionäre aus Libyen, die inzwischen mit fast 7,6 Prozent zu den stärksten Aktionären der Bank avanciert sind, tatsächlich als separate Anteilseigner anzusehen sind oder ob es sich in Wirklichkeit um einen einzigen Aktionär handelt. Die libysche Notenba.nk hält einen 4,98-prozentigen Anteil an UniCredit. Weitere 2,59 Prozent hält die libysche Investmentgesellschaft LIA. Die Frage hat Relevanz, da die Stimmrechte einzelner Aktionäre bei UniCredit auf fünf Prozent begrenzt sind. Über diese Frage geriet Profumo mit Aufsichtsratschef Rampl aneinander. Auch die italienische Börseaufsicht hat den Deal im Visier.

(APA)

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