Bawag: Elsner sucht 1,7 Milliarden Euro

Landesgericht Wien, Urteile im BAWAG-Strafprozess (Elsner, F�ttl, Zwettler)  Photo: Michaela Bruckber
Landesgericht Wien, Urteile im BAWAG-Strafprozess (Elsner, F�ttl, Zwettler) Photo: Michaela Bruckber(c) (Michaela Bruckberger)
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Mit Hilfe seiner Frau und seiner Anwälte begibt sich Helmut Elsner auf die Suche nach den verschwundenen Bawag-Milliarden. Laut seinem Anwalt soll die Suche nach dem Geld von "höchster Stelle" abgebrochen worden sein.

Nachdem der ehemalige Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner wegen der ihm verweigerten Fußfessel vorerst weiter in U-Haft bleiben muss, will der 75-Jährige mit Hilfe seiner Ehefrau Ruth und seiner beiden Rechtsvertreter Karl Bernhauser und Jürgen Stephan Mertens den Verbleib der 1,7 Milliarden Euro klären, die der Spekulant Wolfgang Flöttl zulasten der Bawag in den Sand gesetzt haben soll. Ruth Elsner und die Juristen präsentierten am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz ein "Vorgutachten", demzufolge Flöttls Verantwortung, die Bawag-Gelder wären zur Gänze verspekuliert worden, "nicht nachvollzogen werden kann" bzw. "in wesentlichen Punkten als widerlegt" zu betrachten sei.

Ruth Elsner wollte aber nicht sagen, wer dieses "Vorgutachten" verfasst hat, das sie nun von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen zertifizieren lassen will und das im Weg einer Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes über die Generalprokuratur in den bereits 400.000 Seiten umfassenden Bawag-Akt einfließen soll. Elsners Ehefrau berief sich auf "gewisse Leute, die über Fachwissen verfügen", "Leute, die Investmentbanker sind" und "Experten, die in der Lage sind, Dinge zu durchleuchten".

"Vermögen bei Flöttl geblieben"

Diese hätten wesentliche Unterlagen, die im Bawag-Prozess vorgelegt wurden, eingesehen und wären zu dem Schluss gekommen, "dass nicht nachvollziehbar ist, aus welchen Gründen die Staatsanwaltschaft und das Gericht nicht interessiert waren, wohin das Geld wirklich geflossen ist. Das sind Beträge, die können nicht einfach in der Tischlade verschwinden", bemerkte Verteidiger Bernhauser. Ein guter Teil des vorgeblich verspekulierten Vermögens sei in Wahrheit bei Flöttl verblieben, meinte der Anwalt.

Bernhauser ließ mit der Bemerkung aufhorchen, die "Soko Bawag" habe vor Beginn der Hauptverhandlung, "die Weisung erhalten, ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr weiterzurecherchieren, wohin die Gelder verschwunden sind. Die Soko durfte nicht mehr weiter ermitteln". Dies bestärke ihn in seiner Ansicht, "dass Herr Elsner geopfert werden sollte".

"Weisung von ganz oben"

Auf die Frage, woher er diese Informationen habe, verwies Bernhauser auf einen Journalisten, den er namentlich nicht nannte, welcher jedoch bereit sei, seine Angaben vor Gericht zu bezeugen. Der Anwalt konnte auch nicht beantworten, wer diese Weisung erteilt habe. Diese sei jedenfalls "von ganz oben" gekommen.

Bernhauser behauptete weiters, die damalige Bawag-Richterin und nunmehrige Justizministerin Claudia Bandion-Ortner habe im Sommer 2007 wenige Wochen nach Start des Bawag-Prozesses im privaten Rahmen angekündigt, Elsner werde "die Höchststrafe" erhalten.

Rechtliche Schritte gegen Flöttl in den USA

Bandion-Ortner dementierte dies umgehend. "Frau Elsner hat mir in den letzten Jahren schon alles Mögliche vorgeworfen. Ich nehme zur Kenntnis, dass zwei Jahre nach Abschluss der Hauptverhandlung neue Vorwürfe erfunden werden. Ich gehe davon aus, dass dies damit zusammenhängt, dass der für Helmut Elsner zuständige Haftrichter vor wenigen Tagen den Antrag auf Fußfessel abgewiesen hat", hieß es in einer Stellungnahme der Ministerin.

Ruth Elsner hat ihren Angaben zufolge gegen Wolfgang Flöttl auch rechtliche Schritte in den Vereinigten Staaten eingeleitet. Sie erhofft sich davon vor allem eine Kontenöffnung bei Flöttl. Ob sie Anzeige erstattet habe, wollte Frau Elsner nicht bestätigen. Auch weitere Fragen zu den in Übersee eingeleiteten Aktivitäten beantwortete sie mit dem Hinweis auf ein angebliches "Geheimhalteabkommen" mit den US-Behörden nicht.

(APA)

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