Puma: Das Griechenland-Desaster des Schuhherstellers

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FILE GERMANY PUMA(c) EPA (Daniel Karmann)
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Griechische Puma-Partner haben jahrelang Gelder des Unternehmens veruntreut. Der Sportartikel-Hersteller muss 115 Mio. Euro für 2009 abschreiben. Die Geschäftsführer von Puma Hellas wurden sofort entlassen.

Der deutsche Sportartikel-Hersteller Puma sieht sich als Opfer eines millionenschweren Betrugs. Die griechischen Puma-Partner, die Gebrüder Glou, hätten mehrere Jahre lang Gelder des Unternehmens hinterzogen und veruntreut, teilte ein Puma-Sprecher am Montag mit. Das habe eine erste Sonderprüfung von Wirtschaftsprüfern ergeben.

Geschäftsjahr 2010 mit 15 Mio. Euro belastet

Die Geschäftsführer von Puma Hellas S.A. seien sofort entlassen, die Positionen umgehend neu besetzt worden. "Dieser Bericht hat dazu geführt, das wir handeln mussten", sagte der Puma-Sprecher. Der fränkische Sportartikelhersteller hatte in dem Gemeinschaftsunternehmen nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2005 mit den beiden Brüdern Glou zusammengearbeitet. Das Mutterunternehmen sei an Puma Hellas zu 70 Prozent, die beiden Brüder Georgious und Antonios Glou jeweils zu 15 Prozent beteiligt.

Zur genauen Schadenshöhe äußerte sich der Puma-Sprecher nicht. Er sprach von nachträglichen Abschreibungen vor Steuern für 2009 von rund 115 Millionen Euro. Das Geschäftsjahr 2010 werde mit rund 15 Millionen Euro belastet. Die inzwischen eingeleitete Restrukturierung von Puma-Griechenland schlage mit weiteren 15 Millionen Euro zu Buche.

Systematische Hinterziehung und Veruntreuung

"Es geht um die systematische Hinterziehung und Veruntreuung von Geldern durch die Partner des Joint Ventures in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des griechischen Managements", sagte Puma-Chef Jochen Zeitz am Montag. Die Unregelmäßigkeiten bei dem Gemeinschaftsunternehmen für den Vertrieb von Puma-Produkten sei bei internen Prüfungen aufgefallen. Die Wirtschaftsprüfer Deloitte hätten den Fall dann näher unter die Lupe genommen. Zeitz sagte, Puma habe die Unregelmäßigkeiten ohne Hinweise von außen aufgedeckt.

"Gegen Puma selbst wird nicht ermittelt. Wir werden alle Umstände schonungslos aufklären." Puma werde juristische Maßnahmen einleiten und alle Möglichkeiten voll ausschöpfen. "Dabei geht es unter anderem um Schadenersatz. Die Höhe unserer Forderung steht aber noch nicht fest."

Puma Griechenland steht vor Verkleinerung

Das neue Management unter dem langjährigen Puma-Mann Miguel Andrade werde das dortige Geschäft - angesichts der heftigen Rezession im Land - an die Marktgegebenheiten anpassen, also verkleinern, sagte Zeitz. "Außerdem werden wir es künftig auf eigene Beine stellen. Konkret bedeutet das, dass wir eine Option ziehen werden, die restlichen 30 Prozent zu übernehmen." Das werde sofort eingeleitet.

Mit dem Austausch der Führungsspitze bei Puma Hellas seien weitere Unregelmäßigkeiten gestoppt und das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte mit einer umfassenden Sonderprüfung beauftragt worden. Das Rechtsanwaltsbüro Noerr untersuche inzwischen die juristische Dimension des Falles.

Puma-Aktie sackte um 1,35 Prozent ab

Wegen der "Unregelmäßigkeiten" und der allgemeinen Marktsituation in Griechenland sei ein Neuaufbau der Vertriebs-Infrastruktur in Griechenland erforderlich, kündigte das Unternehmen in einer Mitteilung an. Gegen die in Untreueverdacht geratenen Manager will das Puma-Mutterunternehmen nach einem Beschluss des Aufsichtsrats mit allen zivil- und strafrechtlichen Mitteln vorgehen.

Der Kurs der Puma-Aktie sackte nach Bekanntwerden der Vorwürfe am Montag zeitweise um 1,35 Prozent auf 248 Euro ab, erholte sich dann aber wieder.

Griechenland gehört zu zehn größten Märkten Europas

Griechenland den Rücken zu kehren, kommt für Zeitz aber nicht infrage: "Langfristig ist Griechenland ein attraktiver Markt für uns. Wir wollen da auf jeden Fall weitermachen." Puma setzt in dem südosteuropäischen Land einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag um. Damit gehört Griechenland zu den zehn größten Märkten für Puma in Europa.

(Ag.)

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