Schäuble: "US-Geldpolitik schafft zusätzliche Probleme"

Schaeuble kehrt offiziell zurueck
Schaeuble kehrt offiziell zurueck(c) dapd (Michael Kappeler/ddp)
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Die US-Notenbank habe "unendlich viel Geld in die Wirtschaft" gepumpt, kritisiert der deutsche Finanzminister. "Die Ergebnisse sind trostlos". Die Wirtschaftsprobleme der USA seien nicht mit noch mehr Schulden zu lösen.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die jüngste Maßnahme der US-Notenbank zur Ankurbelung der Wirtschaft als Bruch internationaler Abmachungen kritisiert. Die großen Wirtschaftsprobleme der USA seien mit noch mehr Schulden nicht zu lösen, sagte Schäuble am Donnerstagabend den ARD-"Tagesthemen". "Das war übrigens gemeinsame Politik, der sich alle Industrieländer, auch die USA, beim G-20-Gipfel in Toronto ausdrücklich verpflichtet haben."

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch verkündet, Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar zu kaufen. Schäuble kritisierte dieses Vorgehen. Die USA wollen mit dem umstrittenen Manöver die Kreditzinsen senken, um auf diese Weise die schleppende Nachfrage anzukurbeln.

"Die Ergebnisse sind trostlos"

"Ich glaube, dass sie der Welt zusätzliche Probleme schaffen". Und er kündigte weiter an: "Wir werden das auch in bilateralen Gesprächen, aber natürlich auch beim G-20-Gipfel in der kommenden Woche in Südkorea mit unseren amerikanischen Freunden kritisch ansprechen".

Im ZDF-Interview sagte Schäuble, die US-Notenbank habe bereits in der Vergangenheit "unendlich viel Geld in die Wirtschaft" gepumpt. "Die Ergebnisse sind trostlos", bilanzierte der Minister. Der Arbeitsmarkt sei im Land weiter schwierig und die Lage der Wirtschaft schlecht. Deshalb wäre es nach den Worten Schäubles im Interesse der USA besser, erst diese Probleme zu lösen, anstatt Mittel anzuwenden, die heute nicht mehr taugten.

Bernanke verteidigt US-Vorgehen

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat indes den umstrittenen geldpolitischen Kurs der Federal Reserve gegen scharfe Kritik verteidigt. Der Kauf von Staatsanleihen könne durchaus die lahmende Konjunktur ankurbeln, schrieb Bernanke in einem Beitrag für die "Washington Post". "Dieser Ansatz hat die finanziellen Rahmenbedingungen in der Vergangenheit entspannt und bisher sieht es so aus, als wäre er abermals wirkungsvoll."

Die Federal Reserve hatte am Mittwochabend eine neuerliche Runde der sogenannten "Quantitativen Lockerung" bekanntgegeben. Ziel des Manövers ist es, Kreditzinsen zu senken, um auf diese Weise die schleppende Nachfrage anzukurbeln. Die größte Volkswirtschaft der Welt ist im dritten Quartal aufs Jahr gerechnet nur um zwei Prozent gewachsen, in den drei Monaten zuvor lediglich um 1,7 Prozent. Im September lag die Arbeitslosenquote bei 9,6 Prozent.

"Einige Befürchtungen sind übertrieben"

Die Aktienmärkte bewegten sich nach der seit längerem erwarteten Ankündigung kaum. Es gibt starke Zweifel an der Wirksamkeit des Manövers. Nach Expertenmeinung hält der gigantische private Schuldenberg die Amerikaner von Käufen ab. Niedrigere Zinsen seien deshalb wirkungslos. Andere sorgen sich auf lange Sicht wegen ausufernder Inflation. Zudem wird eine Verschärfung der weltweiten Währungsungleichgewichte befürchtet. So hat der Dollar in Erwartung der Fed-Intervention seit Ende August gegenüber dem Euro etwa zehn Prozent an Wert verloren.

Bernanke sagte dazu: "Obwohl der Kauf von Vermögenswerten ein relativ unbekanntes geldpolitisches Werkzeug ist, sind einige Befürchtungen übertrieben." Allerdings könne die Fed die Probleme des Landes nicht allein lösen. "Das wird gemeinsame Anstrengungen vieler Seiten benötigen, darunter der Zentralbank, des Kongresses, der Regierung, Aufsichtsbehörden und der Privatwirtschaft."

(Ag.)

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