EU: Aussagekräftigere Stresstests für Banken

Den Pseudo-Stresstest vom Juli haben alle irischen Banken bestanden. Dieses peinliche Versagen der Stresstests verstärkt jetzt die Unsicherheit und damit die aktuelle Euro-Vertrauenskrise beträchtlich.

Wien/Ju. Schon im kommenden Jahr sollen sich die großen europäischen Banken wieder einem sogenannten Stresstest unterziehen müssen. Der soll, wie am Freitag aus EU-Kreisen verlautete, härter ausfallen als der letzte. Der Test, der die Anfälligkeit der Institute unter bestimmten Krisenszenarien durchspielt, solle „anspruchsvoller gestaltet“ werden.

Der jüngste Stresstest im vergangenen Juli, der der europäischen Bankenszene große Krisenresistenz bescheinigt hatte, war also, wie jetzt nicht wenige Experten sagen, das Papier nicht wert, auf dem die Ergebnisse gedruckt waren.

Wichtigstes Indiz dafür: Kein einziges irisches Institut war durchgefallen. Banken, die den irischen Staat vier Monate später in den De-facto-Bankrott treiben – das Defizit wird wegen der Bankenrettung heuer deutlich über 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und damit dreimal so hoch wie das griechische liegen –, bekamen noch im Sommer bescheinigt, für alle absehbaren Krisen der nächsten Zeit gewappnet zu sein. Damals waren insgesamt 91 europäische Banken (darunter zwei österreichische, nämlich RZB, Erste) getestet worden, nur sieben davon (eine deutsche, eine griechische und fünf spanische) fielen durch.

Peinliches Versagen

Die Bank of Ireland und die Allied Irish Banks, die jetzt durch Verstaatlichung bzw. Teilverstaatlichung vor dem Zusammenbruch gerettet werden müssen, erhielten Krisenresistenz bescheinigt. Die Skandalbank Anglo Irish, deren Rettung den irischen Staat wahrscheinlich staatsgefährdende 32 Mrd. Euro kosten wird, war gar nicht getestet worden.

Dieses peinliche Versagen der von der EZB orchestrierten Stresstests verstärkt jetzt die Unsicherheit und damit die aktuelle Euro-Vertrauenskrise beträchtlich. Ein Analyst der Société Générale sagte diese Woche, die Stresstests vom vergangenen Juli hätten sich als „völlig irrelevant“ erwiesen, und jetzt würden sich internationale Investoren natürlich fragen, ob der Zustand der portugiesischen und spanischen Banken „wirklich um so viel besser ist, wie uns die Politiker glauben machen wollen“.

Untersucht worden war bei den Stresstests im Juli, wie sich die Kapitalquoten der Banken in bestimmten Belastungsszenarien verhalten. Das ist wohl eindeutig zu wenig, um ein wirkliches Bild über die Stabilität eines Instituts zu bekommen. Die EU-Kommission drängt nun darauf, auch die Liquidität der Banken solchen Tests zu unterziehen. Das ergäbe ein wesentlich klareres Bild. Dagegen regt sich freilich jetzt schon heftiger Widerstand von Bankenverbänden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2010)

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