Spanien: Immobilienpreise sind immer noch überbewertet

Cranes are seen on an unfinished construction site on the outskirts of Madrid Thursday Nov. 25, 2010.
Cranes are seen on an unfinished construction site on the outskirts of Madrid Thursday Nov. 25, 2010.(c) AP (Paul White)
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Die Preise sind überhitzt, der private Konsum stockt. Dennoch sei Spanien nicht Griechenland, sagt der österreichische Handelsdelegierte.

Spanien stemmt sich mit größter Anstrengung gegen die Krise. Die Regierung hat heuer bereits zwei wesentliche Sparpakete mit drastischen Einschnitten für die Bevölkerung geschnürt, konnte ein Abdriften in die Rezession im Herbst abwenden und erwartet für 2011 sogar ein leichtes Wirtschaftswachstum. "Das alles sollte dazu beitragen, die Finanzmärkte zu überzeugen, dass Spanien nicht Griechenland, Irland oder Portugal ist", betonte der österreichische Handelsdelegierte für Spanien der Außenwirtschaftsorganisation in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Friedrich Steinecker, am Dienstag.

Im kommenden Jahr haben die öffentliche Hand, die Privaten, die Banken und die Unternehmen in Spanien voraussichtlich einen Neu- und Refinanzierungsbedarf im Ausmaß von 300 bis 400 Milliarden Euro. Auf den Nettofinanzbedarf des Staates entfallen davon nur 40 Milliarden Euro. "Der Anteil am BIP ist mit rund vier Prozent nicht außergewöhnlich", so Steinecker. Doch Ungemach droht bei den Zinsspreads, die zu hoch sind.

"Spanien hat Problem nur in Sparkassensektor"

"Spanien hatte noch kein Problem im Bankensektor, nur im Sparkassensektor", so der Handelsdelegierte. Vor einem Jahr wurde ein landesinterner 99 Milliarden Euro schwerer Bankenrettungsschirm aufgespannt. Von der zeitlich befristeten Eigenkapitalhilfe wurden bereits 12 Milliarden Euro abgerufen.

Voraussetzung für den Zugriff der Sparkassen war, dass sie fusionieren. Im Zuge der Bankenreform hat sich die Zahl der Sparkassen von 46 auf 20 Filialen bereits mehr als halbiert. Die letzte große Fusion passierte im Umfeld der Caja Madrid.

"Einfluss der Politik geht zurück"

"Der Einfluss der Politik auf die Sparkassen geht zurück, das heißt sie werden professioneller", konstatierte Steinecker. 2011 wird im Sparkassensektor noch einige Opfer abverlangen: 30 Prozent der Filialen sollen geschlossen und zahlreiche Mitarbeiter gekündigt werden.

Als großen Pluspunkt der spanischen Wirtschaft hob der Handelsdelegierte hervor, dass die Banken nicht in großem Stil in das Geschäft mit faulen US-Immobilienpapieren ("Subprimes") involviert waren, das letztlich die Krise auslöste. Allerdings trifft rund ein Drittel der portugiesischen Schulden, also etwa 70 Mrd. Euro, Spanien.

Immobilienpreise immer noch überhitzt

Weitere Schwachpunkte sind die immer noch überhitzten Immobilienpreise in Spanien. Seit Platzen der Immobilienblase in 2007 sind die Preise den Angaben zufolge bereits um 15 bis 18 Prozent gesunken."Nach allgemeiner Einschätzung gibt es aber immer noch eine Überbewertung - die Preise sollten insgesamt um 30 Prozent zurückgehen", so Steinecker. Des weiteren stockt der private Konsum, was angesichts der überbordenden Arbeitslosenrate nicht verwundert.

Heuer erreicht diese etwa 20 Prozent, nach bereits 18 Prozent im Vorjahr und 14 Prozent in 2008. Noch 2007 lag sie mit 8,6 Prozent deutlich niedriger. Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit hat sich mittlerweile gegenüber den Zeiten vor der Krise von etwa 20 auf 40 Prozent verdoppelt.

(APA)

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