Moody's stuft Irlands Bonität um fünf Stufen herab

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Cowen(c) EPA (Jullien Warnand)
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Die Ratingagentur stuft die Kreditwürdigkeit "Baa1" herab - nur zwei Stufen über Ramschniveau. Ursachen sind die schwindende Finanzstärke des Landes und eine unsichere Konjunkturentwicklung.

Die US-Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Irlands um gleich fünf Noten reduziert. Irland bekomme jetzt nur noch die Note "Baa1" nach zuvor "Aa2", teilte Moody's am Freitag mit. Gleichzeitig warnte Moody's vor einer weiteren Herabstufung, falls das Land seine Schuldenentwicklung nicht auf absehbare Zeit unter Kontrolle bringe. Die Note "Baa1" liegt nur noch zwei Noten über Ramschniveau. Erst am Donnerstagabend hatte Moody's Griechenland mit einer erneuten Herabstufung gedroht.

Ausblick bleibt negativ

Moody's begründete die Absenkung des irischen Status mit den Kosten der Bankenrettung, der gestiegenen Unsicherheit über den wirtschaftlichen Ausblick des Landes und dem Rückgang der Finanzstärke der Regierung. Der Ausblick bleibe negativ. Diese Formulierung deutet auf eine weitere Herabstufung hin. Die Unsicherheit mit Blick auf die irische Wirtschaft resultiere aus dem anhaltend starken Abwärtstrend des Finanz- und des Immobiliensektors. Zudem gingen die Kredite an den privaten Sektor weiter zurück.

Bereits in der vergangenen Woche hatte Fitch dem Land das A-Rating aberkannt: Fitch senkte die Bewertung von "A+" auf "BBB+". Durch die Herabstufung dürften die Zinsen für neue Kredite am Kapitalmarkt weiter steigen. Irland kann aber zunächst auf die 85 Mrd. Euro aus dem EU-Rettungsschirm zurückgreifen.

Abstufung bereits eingepreist

Börsianer in Frankfurt reagierten betont gelassen auf die neuerliche Absenkung: "Die Abstufung Irlands durch Moody's haben die Börsen bereits eingepreist, und die drohende Abstufung Griechenlands interessiert momentan auch nicht wirklich", sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer sagte, den deutschen Aktienmarkt belasteten solche Nachrichten schon lange nicht mehr - "im Gegenteil, sie sind immer wieder ein Grund für weltweit tätige Aktienhändler, weiter am deutschen Markt zu investieren".

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Irland am Donnerstag wie erwartet einen Milliardenkredit über 22,5 Mrd. Euro gewährt. Die Summe ist Teil eines Paketes internationaler Finanzhilfen in einer Gesamthöhe von 85 Mrd. Euro. Einen Großteil der Summe tragen die Euroländer. Irland war Ende November unter den Rettungsschirm von EU und IWF geschlüpft.

Die wichtigsten Ratingagenturen und deren Bewertungen

Die wichtigsten Ratingagenturen sind Standard & Poor's und Moody's. Die Bewertung erfolgt über mehrere Buchstaben- und Zahlenkombinationen in rund 20 Stufen. Sie reichen von den Bestbewertungen "Aaa" (Moody's) und "AAA" (S&P) bis zur Kennzeichnung der Zahlungsunfähigkeit über "C" (Moody's) und "D" (S&P).

Die Rating-Agentur Moody's kombiniert bei der Bewertung große und kleine Buchstaben sowie Zahlen: Aaa bedeutet "erstklassig" und ist die höchste Bewertung. Diese Note steht für höchste Qualität und ein Ausfallrisiko gleich Null. Dann folgen Aa1, Aa2, Aa3 für "starke Zahlungsfähigkeit" sowie in der nächsten Stufe A1, A2 und A3 für "gute Zahlungsfähigkeit". Danach wird der erste Buchstabe durch ein B ersetzt. Der "spekulative Bereich" beginnt bei Ba1, die niedrigste Kategorie ist C. Auf C geratete Unternehmen oder Staaten verfügen über eine extrem schwache finanzielle Sicherheit und befinden sich in massiven Zahlungsschwierigkeiten.

Etwas einfacher bewertet Standard & Poor's die Bonität von Firmen, Banken und Staaten: Das höchste Rating ist AAA (englisch: Triple A) - Österreich und Deutschland beispielsweise können diese Bewertung für sich verbuchen. Diese Länder können ihren finanziellen Verpflichtungen außerordentlich gut nachkommen. Dann folgen AA+, AA und AA- und in der nächsten Stufe A+, A und A-. Die Fähigkeit, finanziellen Verpflichtungen nachzukommen ist sehr gut bzw. gut. Ab BB+ beginnt der spekulative Bereich, der auch "Ramschstatus" (englisch: Junk) genannt wird. Auf dieser Stufe ist bei einer Verschlechterung der Lage mit Zahlungsausfällen zu rechnen. Danach folgen BB, BB-, B+, B und B-, Zahlungsausfälle werden bei immer wahrscheinlicher. Ab CCC+ besteht schon ein substanzielles Risiko, dahinter rangieren CCC und CCC-. Mit CC bewertete Länder sind gegenwärtig äußerst anfallig. Bei der schlechtesten Stufe D ist der Zahlungsausfall eingetreten.

Neben Standard & Poor's und Moody's zählt noch Fitch zu den bekanntesten Ratingagenturen. Die Ratingcodes sind denen von Standard & Poor's ähnlich.

(Ag.)

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