Commerzbank-Ökonom: "Wir sind verdammt zum Euro"

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GERMANY GOVERNMENT(c) EPA (Karl-josef Hildenbrand)
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Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer spricht sich für ein klares Hilfsverbot für schwächelnde Staaten nach Auslaufen des Rettungsfonds aus.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, hält einen Untergang der europäischen Geminschaftswährung Euro für unwahrscheinlich. "Er wird gerettet werden", sagt er im "Handelsblatt"-Interview. "Zwar mag ich den Begriff der Schicksalsgemeinschaft nicht, aber ich muss gestehen, dass da was dran ist. Wir sind gewissermaßen verdammt zum Euro, weil alle Alternativen kaum beherrschbare Risiken bergen. Die Kosten einer Auflösung der Währungsunion wären sehr hoch".

Indes werden in Deutschland die Stimmen immer lauter, die eine Rückkehr zur alten Währung D-Mark fordern. Einer aktuellen Umfrage zufolge sprechen sich 36 Prozent für die Wiedereinführung der D-Mark aus, wie "DiePresse.com" berichtete.

"Maastricht Klassik" als Königsweg aus der Krise

Krämer sieht keine politisch realistische Alternative zur Transferunion. Als ökonomische Ideallösung bezeichnet er das Modell "Maastricht Klassik". Demnach würde man den Rettungsfonds wie geplant 2013 auslaufen lassen, sich aber bereits heute zu einem klaren Hilfsverbot für die Zeit danach verpflichten. "Um es glaubwürdig zu machen, sollte es für jeden Bürger einklagbar sein. Außerdem sollten die Länder dem Beispiel der deutschen Schuldenbremse folgen und sich in ihren Verfassungen dazu verpflichten, mittelfristig ihre Haushalte auszugleichen", sagt er.

Sein Schluss: "Hätten die Investoren von Anfang an wirklich geglaubt, dass das Hilfsverbot im Maastricht-Vertrag gilt, hätten sie den Peripherieländen niemals so lange so viel Geld geliehen. Die Länder hätten sich gar nicht so verschulden können, vermutlich wäre es in der Breite gar nicht zur Staatsschuldenkrise gekommen". Es sei das normalste der Welt, dass die Gläubiger mit den Risiken konfrontiert werden. Allerdings gibt der Ökonom zu, dass er die Umsetzung eines solchen Planes für illusorisch hält.

Griechenland-Austritt wäre gefährlich

Einen Austritt von Ländern wie Griechenland aus der Währungsunion hält er für gefährlich. "Die Bürger dort würden sofort ihre Bankguthaben in Euro-Banknoten auszahlen lassen, um der erwarteten Abwertung der Drachme zu entgehen. Kein Bankensystem der Welt könnte einem solchen Ansturm standhalten", ist der Ökonom überzeugt. Ein Austritt Deutschlands wiederum würde zu einer Kapitalflucht aus den schwächeren Ländern führen, befürchtet er.

(Red.)

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