EU-Parlamentarier wettern gegen Glühbirnenverbot

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Seitdem die Europäische Union beschlossen hat, Mindestgrenzen für die Energieeffizienz von Lampen einzuführen, hat auch die Glühbirne ausgedient. Genau das erregt immer wieder die Gemüter auch am Mittwoch.

Wien/Ag/Nst/Go. Die Glühbirne galt jahrzehntelange als das unumstrittene Leuchtmittel schlechthin. Doch seitdem die Europäische Union beschlossen hat, Mindestgrenzen für die Energieeffizienz von Lampen einzuführen, hat auch die Glühbirne ausgedient. Schrittweise wird sie nun vom Markt genommen; ab September 2012 dürfen keine herkömmlichen Glühbirnen mehr verkauft werden.

Genau das erregt immer wieder die Gemüter – auch am gestrigen Mittwoch. Führende EU-Parlamentarier hatten sich in der deutschen „Welt“ dafür ausgesprochen, das Glühbirnenverbot der EU zu kippen. Unter anderem der Vorsitzende des Industrieausschusses, Herbert Reul. Er plädiert dafür, das Verbot „unverzüglich außer Kraft zu setzen“.

Im gleichen Atemzug fordert Reul, den Verkauf von Energiesparlampen einzustellen: „Die Kommission muss überprüfen, ob die als Alternative vorgesehene Energiesparlampe aufgrund der nachgewiesenen Gesundheitsgefahren überhaupt noch vertrieben werden darf.“ Der Politiker stützt sich auf ein Gutachten des deutschen Umweltbundesamtes. Dieses teilte im Dezember mit, dass „Quecksilber die Achillesferse der Energiesparlampen ist“. Gehe eine Lampe zu Bruch, könnte das Schwermetall in die Raumluft gelangen.

Die EU-Kommission erteilte dem Appell des Politikers umgehend eine Abfuhr. „Die Kommission kann Gesetze nicht bloß wegen einer Studie ändern“, wie die Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger sagt. Nachsatz: „Außerdem basiert unsere Gesetzgebung auf eigenen wissenschaftlichen Studien.“ Hinzu komme, dass die Kommission ohnedies strengere Grenzwerte für den Quecksilberanteil in Leuchtkörpern vorgelegt hätte. Diese sollen ab 2013 gelten.

LED gilt als die Zukunft

In den vergangenen Jahren waren Energiesparlampen immer wieder kritisiert worden. Schließlich würde ihre Herstellung nicht nur aufwendiger sein, sondern auch mehr Energie verbrauchen. Zudem müssen die Lampen als Sondermüll entsorgt werden. Dennoch: Energiesparlampen haben eine wesentlich längere Lebensdauer und verbrauchen um bis zu 80Prozent weniger Energie als eine herkömmliche Glühbirne. Letztere wird spöttisch oft als Wärmekraftwerk bezeichnet, da nur fünf Prozent der Energie auch tatsächlich in sichtbares Licht verwandelt werden.

Der Industrie war stets unterstellt worden, die Umsetzung des Glühbirnenverbots beschleunigt zu haben. Da die Branche die Kosten für die Entwicklung der Energiesparlampe noch rechtzeitig zurückverdienen müsse. Schließlich sitzt der Energiesparlampe bereits die nächste Technologie – die Light Emitting Diode (LED) – im Nacken. Die LED ist zwar noch deutlich teurer als eine Glühbirne, verbraucht aber viel weniger Strom. Und: Im Idealfall muss sie bloß alle zehn Jahre getauscht werden. Bis dato ist ihr Anklang aber gering: In Österreich wurden heuer etwa 100.000Stück verkauft. Die Zahl der abgesetzten Glühbirnen dürfte in diesem Jahr rund 24Millionen Stück erreichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2010)

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