Audi und Volkswagen streiten um die Technik

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VW will einheitliche Teile für alle Marken, Audi will ausscheren. Der Wolfsburger Autohersteller will zur weltweiten Nummer eins aufsteigen und Premium-Hersteller Audi will dagegen sein Markenprofil schärfen.

Wien/Ag./B.l. Im Volkswagen-Konzern tobt ein Interessenkonflikt. Der Wolfsburger Autohersteller will zur weltweiten Nummer eins aufsteigen. Das kann nur gelingen, wenn man Kosten spart und in die Modelle alle Marken– dazu zählen Seat, Škoda, Porsche, Scania und Audi– möglichst viele gleiche Teile einbaut.

Premium-Hersteller Audi will dagegen sein Markenprofil schärfen, auch mit einem eigenen Antriebskonzept beim Elektroauto. Das berichtet die „Financial Times Deutschland“ (FTD).

Dabei soll der Akku des E-Motors während der Fahrt wieder aufgeladen werden – durch einen Wankelmotor. Das ist ein Verbrennungsmotor, der statt eines Kolbens, der sich auf- und abbewegt, einen sich drehenden Kolben verwendet. Der Wankelmotor, benannt nach seinem Erfinder Felix Wankel, wurde erstmals in den Sechzigerjahren von den Neckarsulmer Auto- und Motorradwerken (NSU), die später in Audi aufgingen, in Serie gefertigt.

Er benötigt weniger Platz und hat ein geringeres Gewicht als ein herkömmlicher Verbrennungsmotor, litt jedoch unter Kinderkrankheiten und verbrauchte zu viel Sprit. Zuletzt wurde der Wankelmotor nur noch von Mazda verwendet. Doch selbst der japanische Autohersteller hat zum Jahresende die Produktion seines Sportwagens „RX-8“ eingestellt, weil dieser an der Euro-5-Abgasnorm gescheitert ist.

Nun will Audi einen 20-PS-Wankelmotor in seinen „A1 E-Tron“ einbauen. Das Ingolstädter Unternehmen hat das Prestigeprojekt schon auf Automobilmessen präsentiert. Auch mit Partnern ist man bereits in Verhandlung. Unter anderem könnte Mazda als Zulieferer fungieren.

Audi hat Nachholbedarf

Das Unternehmen steht unter Zugzwang. Kürzlich hat Audi das größte Investitionsprogramm in der Firmengeschichte angekündigt: Bis 2015 will man 11,6 Mrd. Euro investieren, vor allem in die Entwicklung neuer Fahrzeuge und alternativer Antriebe. Bei Letzteren haben die Ingolstädter Nachholbedarf. Die Konkurrenten BMW und Daimler bieten schon seit Jahren Hybridmodelle (das sind Mischformen zwischen Elektro- und Verbrennungsmotoren) an. Audi will 2011 das erste derartige Modell auf den Markt bringen. Mit dem „A1 E-Tron“ könnte das Unternehmen dagegen mit einer echten Neuerung aufwarten.

„Bei VW wird das nicht gern gesehen“, zitiert die FTD einen Insider. Die Wolfsburger bevorzugen für alle Marken einen konventionellen Hybridantrieb, bei dem Elektro- und Verbrennungsmotor gemeinsam das Auto bewegen, oder reine Elektromotoren.

Vor einem Monat hat Audi innerhalb des Konzerns eine Schlacht verloren: Die Alleinzuständigkeit für die Sportwagenbaukästen erhielt Porsche und nicht die Ingolstädter, die sich ebenfalls beworben hatten.

Setzt sich Audi in Sachen Wankelmotor durch, könnte der „A1 E-Tron“ 2013 in Serie gehen. Gerade noch rechtzeitig: In diesem Jahr wird auch BMW sein „Megacity Vehicle“ auf den Markt bringen, ein sehr leichtes Elektroauto für die Stadt. Audi will bis 2015 die Konkurrenten BMW und Daimler als Premiumhersteller überholen. In fünf Jahren will das Unternehmen 1,5Millionen Autos im Jahr verkaufen, heuer sollen es 1,08 Millionen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2011)

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