Welche Jeans sind »sauber«?

Nach und nach verbannen einzelne Jeansmarken und Händler Sandstrahljeans.

Tragen Sie abgewetzte, ausgebleichte Jeans? Obwohl diese erst ein paar Jahre alt sind und Sie die einstigen Arbeitshosen der Goldgräber nur ins Büro oder Kaffeehaus ausführen? Dann stammt der lässige Look des Denims vermutlich auch aus jenen Sandstrahlern, die Arbeitern in der Türkei, Pakistan, China oder Mexiko die Lungen ruiniert haben. Egal, ob die Jeans 30 oder 300 Euro gekostet haben.

Erst seit wenigen Monaten befassen sich die namhaften Jeansmarken mit den tödlichen Gefahren der Sandstrahltechnik, zu groß ist der öffentliche Druck geworden. Bei H&M kann man seit dem ersten September 2010 keine Jeans mehr kaufen, die mit Sandstrahlen gebleicht wurden. Bis März 2009 hatte auch der schwedische Textilriese seine Hosen von Partnern in der Türkei bearbeiten lassen. Nach dem Verbot wurde die Produktion verlagert.

Jeans, die getragen und gebleicht aussehen, werden freilich nach wie vor verkauft. Die Alternativen zum Sandstrahlen heißen „Hand Scraping“ oder „Machine Scraping“, erklärt eine H&M-Sprecherin. Dabei werden die Hosen mit Schleifpapier abgerieben, damit sie alt aussehen. Entweder mit der Hand oder mit Maschinen – wie die Namen der Verfahren sagen.

Auch bei Levi Strauss verlässt man sich neuerdings auf „Hand Sanding“. Seit Jahresbeginn findet man keine Sandstrahljeans mehr in den Regalen. Bis zum Verbot in der Türkei hat auch der globale Marktführer bei Jeans mit den dortigen Sandstrahlfabriken zusammengearbeitet.

Dem Beispiel der Branchengrößen folgen nach und nach immer mehr Betriebe: Auch C&A hat sich zum Ausstieg verpflichtet. Lee, Wrangler und Benetton wollen den Verkauf von Jeans, die mit dieser gefährliche Technik hergestellt wurden, nach den Informationen der Clean Clothes Campaign bis Ende 2011 stoppen.

Zahlreiche Firmen, darunter namhafte Luxusmarken wie Armani, Prada oder Dolce&Gabbana, hüllen sich bei dem Thema aber in Schweigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2011)

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