Großbritannien: Inflationsrate steigt auf 3,7 Prozent

Grossbritannien Inflationsrate steigt Prozent
Grossbritannien Inflationsrate steigt ProzentJOHN VOOS
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Die Inflation im Dezember war deutlich höher als erwartet. Die Verteuerung des britischen Pfund treibt Spekulationen über mögliche Zinserhöhungen.

In Großbritannien sind die Verbraucherpreise im Dezember deutlich stärker als erwartet gestiegen. Auf Jahressicht seien die Verbraucherpreise um 3,7 Prozent geklettert, teilte die nationale Statistikbehörde am Dienstag in London mit. Dies ist der höchste Wert seit acht Monaten. Im Vormonat war die Jahresrate noch bei 3,3 Prozent gelegen. Volkswirte hatten auch für den Dezember mit einer Rate von 3,3 Prozent gerechnet. Vor allem steigende Öl- und Lebensmittelpreise treiben die Inflation. Die Bank of England (BoE) strebt eine Jahresrate von zwei Prozent an. Dieser Zielwert wird seit Monaten deutlich übertroffen.

Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im Dezember um 1,0 Prozent - nach 0,4 Prozent im Vormonat. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg um 0,6 Prozent erwartet. Die Transportkosten stiegen im Vormonatsvergleich sogar um 3,6 Prozent, die Kosten für Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke um 1,6 Prozent.

Pfund deutlich teurer

Der Anstieg der Inflationsrate hat das Pfund Sterling am Dienstag auf ein Achtwochen-Hoch zum Dollar getrieben. Damit steigt die Gefahr, dass die Bank of England noch im ersten Halbjahr Maßnahmen in Bezug auf die Zinssätze ergreift. Das Pfund kostete bis zu 1,6059 Dollar. Der Euro gab zur britischen Währung etwas nach auf 83,98 Pence.

"Eine Inflation von mehr als vier Prozent im ersten Quartal scheint fast unvermeidlich", sagte Davir Tinsley, Ökonom bei der National Australia Bank, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Treiben könnte die Teuerung unter anderem die inzwischen in Kraft getretene Anhebung der Mehrwertsteuer. Mit Jahresbeginn 2011 hat Großbritannien den Mehrwertsteuersatz von 17,5 auf 20 Prozent angehoben. Ausgenommen davon sind jedoch Lebensmittel, Kinderbekleidung, Zeitungen und Zeitschriften.

Negative Auswirkungen auf Geldbörsen der Konsumenten

Die Zinsen für Sparvermögen für Sparguthaben stehen knapp über null Prozent. Demzufolge erleiden alle Konsumenten, die ihr Geldvermögen konservativ über das Sparbuch veranlagen, Monat für Monat bedeutende reale Geldwertverluste. Im Gegensatz dazu können sich Schuldner als die größten Gewinner dieser Konstellation fühlen. Ihre ausgeliehene Beträge verlieren ständig an Wert.

Die Inflationsrate wird auf der Insel auch für die Berechnung mancher Gebühren herangezogen. So werden die mit Jahresbeginn gültige Bahntarife auf der Basis der Inflationsrate vom Juli 2010 berechnet. Ebenso werden staatliche Unterstützungsleistungen und Beihilfen jährlich im April auf Vorjahresbasis CPI (Consumer Price Index) angehoben. Dazu zählen unter anderem das Arbeitslosengeld, die Wohnungsbeihilfe für Behinderte, der Wohnungszuschuß und das Pflegegeld. Die staatlichen Pensionen hingegen sind an den Einzelhandelspreisindex geknüpft.

Geteilte Ansichten zu Zinserhöhungen

"Ich denke, damit steigt die Gefahr, dass die Bank of England die Zinssätze in der ersten Jahreshälfte verändert", sagte George Buckley, Volkswirt bei der
Deutschen Bank für Großbritannien, zu Reuters. Allerdings werde es wohl noch keinen Zinsschritt im nächsten Monat geben. Erst letzte Woche hatte die Bank of England den Leitzinssatz bei 0,5 Prozent unverändert gelassen, um die britische Wirtschaft weiter zu stützen.

(APA)

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