Umschuldung: Griechenland soll Anleihen rückkaufen

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GERMANY EUROPE(c) EPA (Karl-josef Hildenbrand)
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Die Umschuldung des finanziell angeschlagenen Eurolandes rückt offenbar in greifbare Nähe. Kauft die griechische Regierung die Anleihen zurück, müssten Gläubiger de facto auf 30 Prozent ihrer Forderungen verzichten.

Eine Umschuldung des finanziell angeschlagenen Eurolandes Griechenland rückt nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" näher. Technisch könnte diese Aktion über einen Rückkauf bereits ausgegebener Anleihen durch Athen laufen. Einen entsprechenden Plan habe der Chef des EU- Rettungsschirms EFSF, Klaus Regling, vor einigen Wochen den Regierungen der Eurozone vorgeschlagen, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Demnach würde die griechische Regierung die Anleihen zu Marktpreisen zurückkaufen. Weil die Papiere derzeit nur bei rund 70 Prozent des Nennwertes gehandelt werden, würde dies einen faktischen Forderungsverzicht von Gläubigern in der Größenordnung von 30 Prozent bedeuten. Finanziert würde der Rückkauf aus Mitteln der "Europäischen Finanzstabilitäts-Fazilität" (EFSF).

Käufe der EZB nicht unbegrenzt möglich

Zurzeit kauft bereits die Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil Staatsschulden auf. Der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, sagte dazu dem "Spiegel", er begrüße, dass die EZB zu dieser unkonventionellen Maßnahme bereit war. "Klar ist aber auch, dass wir diese Maßnahmen nicht unbegrenzt fortsetzen können, ohne die Handlungsfähigkeit der EZB zu gefährden."

Zu Vorschlägen, der Rettungsfonds EFSF solle künftig Schulden notleidender Staaten ankaufen, wollte sich Juncker nicht deutlich äußern: "Darüber rede ich im Kreis der Euro-Staaten, aber nicht im "Spiegel"." Auf die Frage, wie eine Umstrukturierung der griechischen Schulden aussehen könnte, fügte er hinzu: "Es macht keinen Sinn, diese Frage jetzt öffentlich zu erörtern."

Der Rückkauf von Anleihen wird von Volkswirten als wahrscheinlichstes Szenario für eine Umschuldung Griechenlands angesehen. Dem "Spiegel" zufolge hat Regling ein ähnliches Verfahren bereits Mitte der 80er Jahre als Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Philippinen konzipiert.

Griechische Sparpakte genügen nicht

Für Griechenland war im Mai 2010 ein Rettungspaket im Volumen von 110 Milliarden Euro geschnürt worden, für das vor allem die Euroländer und der IWF geradestehen. Im Gegenzug musste Athen drastische Sparprogramme verabschieden. Nun wird befürchtet, dass dies nicht reichen könnte, um die Athener Finanzen auf Dauer in Ordnung zu bringen, vor allem wegen der drückenden Zinslast, die auf dem griechischen Schuldenberg liegt. Griechische Anleihen rentieren derzeit bei bis zu 12 Prozent.

Laut "Spiegel" haben die Finanzminister der Euro-Gruppe den Plan am Rande ihres jüngsten Treffens in Brüssel diskutiert und wohlwollend aufgenommen. "Die Maßnahme hat gute Aussicht, als Bestandteil eines Gesamtpakets zur Stabilisierung der Euro-Zone beim Europäischen Rat im März beschlossen zu werden", so das Magazin.

Offiziell gibt es bisher keinerlei Bestätigung dafür. Der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn bezeichnete Gerüchte über eine bevorstehende Umschuldung Athens am Donnerstag als "Unsinn". Auch die deutsche Bundesregierung habe dies dementiert. Regling selbst hatte am Donnerstag im Deutschlandradio zwar darauf hingewiesen, dass die Finanzmärkte eine Umschuldung Griechenlands für nötig hielten. "Aber das ist durch die Entwicklungen nicht gedeckt, denn das Programm in Griechenland läuft gut."

(Ag.)

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