4711: Eine Hausnummer als Duftwasser

4711 Eine Hausnummer Duftwasser
4711 Eine Hausnummer Duftwasser
  • Drucken

Warum der deutsche Wilhelm Mülhens sein Kölnisch-Wasser eigentlich "Farina" und nicht "4711" nennen wollte. Und was ein französischer Offizier damit zu tun hat.

6. Oktober 1794. Unter Brigadegeneral Charles Daurier besetzen französische Truppen die bis dahin freie Reichsstadt Köln, der Ort wird Bestandteil der französischen Republik. Daurier beschließt, alle Häuser in Köln durchnummerieren zu lassen, um die Übersicht zu verbessern. Ein Haus in der Kölner Glockengasse erhält die Hausnummer 4711. 1797 wohnt dann ein gewisser Wilhelm Mülhens, von Beruf "in Speculationsgeschaeften", in der Glockengasse 4711.

Wilhelm Mülhens weist schon zur Zeit von Aufklärung und Absolutismus ein erstaunlich hohes Markenbewusstsein auf. In Köln firmiert nämlich ein Unternehmen mit dem Namen "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz", das seit 1709 in ganz Europa berühmtes und beliebtes Kölnisch-Wasser verkauft, das als Duft und Heilmittel diente. Also treibt Mülhens einen Italiener, Carlo Fracensco Farina, auf und überredet diesen, dessen Namen als Firma führen zu dürfen. Er klaut damit die erfolgreiche Marke "Farina".

Der Hersteller des Farina-Dufts wehrt sich daraufhin wortreich (siehe Kasten) mit zahlreichen Inseraten in verschiedenen Gazetten.

Inserat der Firma Farina

"Um jeder Verwirrung in den Handlungs-Benennungen zwischen Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz, und F. Maria Farina eigentlich Franz Maria Farina vorzubeugen, die letzterer im Absatze seines Cöllnischen Wassers durch seine Gebrauchszetteln und Ankündigungen nicht zu vermeiden scheint; sieht unterzeichneter sich genöthiget zu erklären, daß gedachter Franz Maria Farina der Herr Wilhelm Mülhens in Cölln seye, und diesen gesagten Namen von einem sichern Herrn Carl Franz Farina aus Sancta Maria gebürtig, späterhin zu Bonn wohnhaft - der aber mit den Geschäften des Unterzeichneten nie in der entferntesten Verbindung gestanden, auch seinen Namen schon mehr feil geboten und verkauft hat - gleichfalls käuflich an sich gebracht habe"

Doch Mülhens treibt den Markenklau auf die Spitze: Er verkauft den Markennamen "Farina" zwischen 1804 und 1824 an insgesamt 25 Personen, bis ihn schließlich das Königliche Landgericht, 1. Civilkammer zu Cöln am 22. Mai 1832, und am 5. Oktober 1833 der Rheinische Appellationsgerichtshof wegen "Namensmissbrauchs" verurteilt. Wilhelm Mülhens Sohn, Peter Joseph Mülhens, holt daraufhin in den Jahren 1832 und 1845 zwei Italiener mit dem Nachnamen Farina aus Italien und setzt sie als Teilhaber ein, um den Markennamen weiter benützen zu können. Als das Gericht 1881 die Verwendung des Namens Farina endgültig untersagt, gründet Mülhens die Firma Eau de Cologne- und Parfümerie-Fabrik Glockengasse No. 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferd. Mülhens.

In der Folge wird das von Mülhens vermarktete Kölnisch-Wasser "4711" zum Verkaufsschlager, es wurde bis an den österreichischen Hof geliefert. Seit 1990 heißt der Hersteller von 4711 Muelhens KG. 1994 wird das Unternehmen von der Wella AG gekauft, Wella wiederum wurde von Procter & Gamble übernommen. 2006 kam man bei Procter & Gamlbe dann zu der Ansicht, dass 4711 nicht mehr zum Sortiment passt, die Marke wurde daraufhin an das Aachener Parfüm-Unternehmen Mäurer & Wirtz verkauft.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.