Rogoff: "Einige Länder zu Euro-Auszeit ermuntern"

Kenneth Rogoff Foto: Clemens Fabry
Kenneth Rogoff Foto: Clemens Fabry(c) die Presse (Fabry Clemens)
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US-Ökonom Rogoff hält eine Umschuldung europäischer Länder für unumgänglich. Er stellt sich einen Schuldenschnitt von bis zu 40 Prozent vor.

"Es gibt keinen einfachen Ausweg. Europa kann nur Zeit kaufen", sagt US-Ökonom Kenneth Rogoff über die europäische Schuldenkrise. Eine Umschuldung von Krisenländern wie Griechenland sieht er als unumgänglich an. Sie sei weniger schmerzhaft und erheblich kürzer als die Sparprogramme.

"Es gibt eine große Zahl von Ländern, in denen der Internationale Währungsfonds einen Kredit gab, vielleicht noch einen, und es am Ende doch zur Umschuldung kam", sagt er im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Es sehe so aus, als befände sich Europa auf diesem Weg.

"Länder zu Euro-Auszeit ermuntern"

Europa brauche einen umfassenden Plan, welche Schulden wie umstrukturiert werden und welche unberührt bleiben. Das werde nicht schön werden, denn Europa werde in eine Einheitslösung hineingezwungen werden. "Ich stelle mir einen Schuldenschnitt von 30 bis 40 Prozent vor, obwohl das gerade für Griechenland nicht reichen könnte", sagt der Ökonom. Danach müssten die Steuerzahler in Deutschland und Frankreich im Grunde alles andere auffangen.

Es wäre sinnvoll, "einige Länder zu einer Euro-Auszeit zu ermuntern". Sie würden den Euro-Raum verlassen zu einem festgelegten Zeitpunkt, irgenwann in zehn bis 15 Jahren, wieder eintreten. "Offen gesagt sehe ich keinen anderen Weg, wie man in Ländern wie Griechenland oder Portugal sonst die Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen kann", sagt er.

USA hat Schuldenproblem im Zentrum

Das Schuldenproblem sieht er nicht als ein rein europäisches an. Während in Europa das Zentrum solide sei und die Peripherie vor dem Bankrott stehe, sei es in den USA genau umgekehrt. "Leider kann kein Politiker mehr Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen vorschlagen und im Amt bleiben, seit Ronald Reagan die Menschen einer Gehirnwäsche unterzog und sie an ein 'Perpetuum Mobile' glauben", sagt Rogoff.

Auch die politischen Bemühungen, um den Schuldenberg in den USA abzubauen, hält er für unzureichend. "Sobald es ein Problem gibt, glauben Amerikas Wähler, dass Steuern gesenkt oder Ausgaben erhöht werden müssen, oder beides".

Warnung vor zu hoher Staatsverschuldung

Bereits im Vorjahr hatte Rogoff vor den Folgen einer zu hohen Staatsverschuldung gewarnt, wie "DiePresse.com" berichtete. "Wenn die Schuldenquote im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung über 90 Prozent steigt, wirkt das wie eine Bremse", sagt der Ökonom damals.

Rogoff steht damit im Widerspruch zu Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman. Dieser fordert weitere Staatsausgaben, um die Konjunktur wieder zu beleben.

(Red.)

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