EZB wird zum reinen Männerverein

(c) EPA (BENOIT DOPPAGNE)
  • Drucken

Der Belgier Peter Praet folgt der Österreicherin Gertrude Tumpel-Gugerell im EZB-Direktorium nach. Damit ist ein ungeschriebenes Gesetz vorerst außer Kraft, dass dem EZB-Direktorium immer eine Frau angehört.

Wien/Frankfurt/Ag./Hie. Das Postenkarussell in der Europäischen Zentralbank dreht sich munter weiter: Der Belgier Peter Praet wird der Österreicherin Gertrude Tumpel-Gugerell (58) ins sechsköpfige EZB-Direktorium nachfolgen. Tumpel-Gugerell scheidet Ende Mai turnusgemäß nach acht Jahren aus dem Leitungsgremium aus. Die EU-Finanzminister haben sich Berichten zufolge einstimmig auf Praet verständigt.

Damit ist das ungeschriebene Gesetz vorerst außer Kraft, dass dem EZB-Direktorium immer eine Frau angehört. Hätte Praets Konkurrenz das Rennen gemacht, wäre dieses Soll erfüllt worden: Die slowakische Bankerin und langjährige Vizegouverneurin der slowakischen Zentralbank, Elena Kohútiková, hatte zunächst als Favoritin gegolten. Praet sei aber wesentlich qualifizierter, heißt es jetzt. Auch das Europäische Parlament hatte sich nach einer informellen Anhörung der beiden Kandidaten für Praet ausgesprochen.

Praet: IWF-Ökonom und Professor

Praet brauchte drei Anläufe, um den Sprung ins Direktorium zu schaffen. Der 62-Jährige gehört seit 2000 dem Leitungsgremium der Belgischen Nationalbank an, er kümmert sich dort um internationale Zusammenarbeit und finanzielle Stabilität. Davor war Praet, der eine lange Hochschulkarriere vorweisen kann, unter anderem beim Internationalen Währungsfonds und als persönlicher Referent des belgischen Finanzministers tätig. Die Staats- und Regierungschefs der EU müssen Praet beim Gipfeltreffen am 24. März noch bestätigen.

Eine Personalfrage ist mit Praets Nominierung gelöst – die wichtigere steht aber noch bevor: Im Herbst wird EZB-Chef Jean-Claude Trichet den Chefsessel räumen. Noch-Bundesbank-Chef Axel Weber hatte als heißester Kandidat gegolten – bis er in der Vorwoche das Handtuch warf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.