EZB-Nachfolge: Luxemburg sympathisiert mit Draghi

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Nach dem Ausscheiden des deutschen Notenbank-Chefs Weber rückt sein italienischer Amtskollege in den Vordergrund. Die deutsche Regierung will einen Inflationsbekämpfer, spricht sich jedoch noch nicht für Draghi aus.

Der luxemburgische Finanzminister legt in der Debatte um die Nachfolge von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ein Schäuflein nach. Er habe ihn "immer als eindrucksvoll und intelligent erlebt", sagt Luc Frieden über Italiens Zentralbankchef Mario Draghi, als er gefragt wird, ob er für ihn als Nachfolger stimmen wird.

Die Finanzminister der Euro-Länder haben die Aufgabe, den neuen EZB-Prädident zu nominieren. Die Staats-und Regierungschefs müssen die Entscheidung absegnen. Eine Entscheidung über die Nachfolge jedenfalls müsse "so schnell wie möglich erfolgen", drängt Frieden im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa". Eine Verzögerung könne zu Instabilität führen.

Frieden: "Arbeit bei Goldman kein Problem"

Axel Weber sei ebenfalls ein guter Kandidat gewesen, sagte der luxemburgische Finanzminister weiter. Puncto Draghi glaubt er jedoch nicht, dass seine Arbeit für die US-Bank Goldman Sachs ein Hindernis für den Job darstellen könnte. Diese könne sogar ein großer Vorteil sein, sagte Frieden. 

Draghi arbeitete als Vizepräsident von Goldman Sachs in London. Nachdem bekannt wurde, dass Griechenland seine Aufnahme in die Euro-Zone mit Hilfe von Tricksereien durch Goldman geschafft hat, wird auch Draghi vorgeworfen, daran beteiligt gewesen zu sein. Er weist das zurück.

Deutsche Regierung: "Herkunft zweitrangig"

Der 62-jährige Italiener Mario Draghi rückt wieder stärker in den Mittelpunkt der Debatte um die Postenbesetzung. Der Top-Favorit - der deutsche Notenbankchef Axel Weber - hatte in der Vorwoche freiwillig seinen Rückzug erklärt. Draghi und Weber wurden bisher die besten Chancen für die Nachfolge von Trichet eingeräumt. Die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Jean-Claude Trichet geht am 31. Oktober zu Ende.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich bisher für einen deutschen Notenbanker an der Spitze der EZB stark gemacht. Nach dem Rückzug von Axel Weber ließ der deutsche Regierungssprecher am Montag jedoch mit einer neuen Positionierung der Deutschen aufhorchen: Die Präsidenten-Nachfolge werde nicht anhand der Nationalität eines Kandidaten entschieden, sagte er. Entscheidend sei, dass der Neue an der Spitze die deutschen Vorstellungen zur Bekämfung der Inflation umsetze, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Sprecher betonte, dass seine Aussage nicht als Hinweis auf gute Aussichten für Draghi gewertet werden dürfen. Draghi gilt jedenfalls ebenso wie Weber als Kämpfer gegen die Inflation.

Draghi kürt Deutsche zum role model

Mario Draghi selbst lobt unterdessen die deutschen Strukturreformen, die zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum geführt haben. "Wir müssen alle dem Beispiel Deutschlands folgen", sagte er zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Deutschland hat seine Wettbewerbskraft verbessert, indem es strukturelle Reformen durchgeführt hat. Das muss das Vorbild sein."

Strukturreformen sind Draghi zufolge eine Voraussetzung für das Überleben der Währungsunion. Wichtig seien jedoch auch stabile Preise. „Der Euro kann nur überleben, wenn die Währungsunion Stabilität und Prosperität garantiert", sagte Draghi. Nur auf der Grundlage von Stabiliät könne es nachhaltiges Wachstum geben.

(Ag.)

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