Die Zinskosten der USA explodieren

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Wegen der hohen Fehlbeträge im Budget droht den USA eine Verdreifachung der Zinszahlungen. Derzeit liegt die Zinsbelastung aber noch unter der Deutschlands. Der Druck auf Präsident Obama steigt.

Washington Bloomberg. US-Präsident Barack Obama wird voraussichtlich den Vorteil niedriger Fremdkapitalkosten verlieren. Das US-Finanzministerium in Washington rechnet mit stark steigenden Kosten zum Bedienen der Verbindlichkeiten des Landes. Konkret könnten sich Zinsleistungen angesichts der Rekordhaushaltsdefizite verdreifachen.

Die Zinskosten der USA werden demnach bis 2016 auf 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen, verglichen mit 1,3 Prozent im Jahr 2010. Bis Ende 2015 könne der Staat kumulative Defizite von vier Billionen Dollar angehäuft haben. Zwar haben die extrem niedrigen Fremdkapitalkosten der Wirtschaft bei der Erholung von der Finanzkrise geholfen. Aber mit dem wieder anziehenden Wachstum steigen zusätzlich die Anleiherenditen. Die Nettozinskosten werden sich nach Schätzungen der Regierung von 185 Mrd. Dollar 2010 auf 554 Mrd. Dollar 2015 verdreifachen.

Zinsanalyst Bret Barker von der TCW Group in Los Angeles bezeichnete die Entwicklung als „eine Zugskollision, die unaufhaltsam auf uns zukommt, und alle wissen, dass es passieren wird“. Es bleibe die Frage, „ob wir uns dem stellen wollen. Es gibt riesige strukturelle Veränderungen, die in dieser Wirtschaft passieren müssen.“

Obama unter Druck

Das Volumen der US-Staatsanleihen auf dem Markt ist nach den Zahlen des Finanzministeriums von 5,8 Billionen Dollar auf 8,96 Billionen Dollar geklettert. Die Kosten zur Bedienung der Papiere werden auf 82 Prozent des erwarteten Fehlbetrags anziehen. Im vergangenen Jahr lag er bei zwölf Prozent des Defizits. Zum Vergleich: Portugal, dessen Anleihen wegen Spekulationen auf eine mögliche Rettungsaktion eingebrochen sind, kommt auf eine Quote von 69 Prozent.

Die Prognosen steigender Zinskosten erhöhen den Druck auf Obama, das Defizit zu reduzieren. Zwar sollen in den nächsten fünf Jahren alle Ausgaben mit Ausnahme der Kosten für die nationale Sicherheit sinken, aber das Defizit wird 2012 das vierte Jahr in Folge die Marke von einer Billion Dollar übersteigen. Erst Mitte des Jahrzehnts wird es auf ein „nachhaltigeres“ Niveau sinken.

Langfristig negative Auswirkung

„Wenn die Staatsschulden und Defizite wirklich in dem geplanten Tempo wachsen, wären die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen erheblich“, sagte US-Notenbankchef Ben S. Bernanke kürzlich. „Eine anhaltend hohe Staatsverschuldung würde Geld von privaten Investitionen abziehen und unsere Verschuldung gegenüber dem Ausland erhöhen“, sagte er, „das hätte langfristig negative Auswirkungen auf die Produktion, das Einkommen und den Lebensstandard in den USA.“

Derzeit machen die US-Ausgaben für den Schuldendienst 1,7 Prozent des BIPs aus, verglichen mit 2,5 Prozent in Deutschland, 2,6 Prozent in Großbritannien und durchschnittlich 1,2 Prozent für staatliche Emittenten mit einer Spitzenbonitätsnote von „AAA“, ergab eine Studie von Standard & Poor's.

Noch ist die Nachfrage nach Treasuries bei den Auktionen hoch. Die USA setzen sich jedoch der Gefahr eines Nachfragerückgangs aus, wenn sie die inländische Nachfrage nicht kultivieren, warnte das Treasury Borrowing Advisory Committee.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2011)

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