Experte: Ölpreis wird bald wieder unter 100 Dollar sinken

An oil rig is seen at sunset in the desert oil field of Sakhir, Bahrain, on Friday, May 29, 2009. Oil
An oil rig is seen at sunset in the desert oil field of Sakhir, Bahrain, on Friday, May 29, 2009. Oil(c) AP (Hasan Jamali)
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Ölmarktexperte Johannes Benigni hält die "große Panik" für übertrieben. Dramatisch wären nur Lieferengpässe aus Saudi-Arabien und Iran.

Der österreichische Ölmarktexperte Johannes Benigni, Leiter des Ölbrokers JBC Energy, versteht die Nervosität der Märkte wegen der Libyen-Krise. Libysches Öl sei leicht und schwefelarm, also relativ hochwertig, zudem hätten die Märkte Angst, dass die Unruhen auf weitere Erdölförderländer überschwappen. Die "große Panik" hält Benigni aber für übertrieben. Der Ausfall in Libyen sei "natürlich eine ärgerliche Sache, aber rockt den Ölmarkt nicht", sagte er.

Libyen produziere 1,63 Millionen Fass Öl am Tag. Verglichen mit einem täglichen weltweiten Ölverbrauch von 88 Millionen Fass pro Tag sei das "nicht so dramatisch". Selbst, wenn - wie immer wieder kolportiert - Algerien (1,3 Millionen Fass pro Tag) ausfallen würde, wäre das verkraftbar. Wenngleich die Anspannung an den Märkten steigen würde. Wirklich "dramatisch" wären Lieferengpässe aus den großen Förderländern Saudi-Arabien oder Iran.

"Ölpreis bald wieder unter 100 Dollar"

Die heftigen Preisschwankungen der vergangenen Tage rühren aus der Sicht Benignis von der Angst vor der künftigen Entwicklung. "Die Märkte sind auch deswegen nervös, weil man nicht weiß, wie es weitergeht." Er selbst sieht derzeit "keine Anzeichen, dass sich die Ängste bestätigen".

Die Ankündigung Saudi-Arabiens, seine Ölförderung auszuweiten, bezeichnete Benigni als "Maßnahme, um die Psychologie des Marktes zu beruhigen".

Benigni glaubt, dass der Ölpreis bald wieder auf unter 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) sinken wird. Freitagmittag kostete die Nordseesorte Brent 111,58 Dollar, am Donnerstag waren es zeitweise schon fast 120 Dollar.

"Das wirkt dämpfend auf die Panikmache"

Der heutige Ölmarkt seit nicht zu vergleichen mit jenem von 2008, als die Preise auf Rekordwerte von fast 150 Dollar hochgeschnellt sind. "Wir haben jetzt deutlich mehr Reserve- und Raffineriekapazitäten und größere Lagerbestände", so der Experte. "Das wirkt dämpfend auf all diese Panikmache."

An den Endverbrauchern, etwa Autofahrern, wird die Libyen-Krise dennoch nicht spurlos vorübergehen. "Man muss damit rechnen, dass die Preissteigerungen weitergegeben werden müssen", so Benigni. An österreichischen Tankstellen ist der Preis heute schon auf neue Rekordwerte geklettert.

(APA)

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