Österreicher gehen noch zu früh in Pension

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Die Rentensysteme in den meisten OECD-Ländern werden durch Reformen solider gestaltet. Es braucht aber weitere Anreize zum längeren Arbeiten und bessere Rahmenbedingungen für ältere Arbeitnehmer.

Berlin. Die Österreicher haben es sehr eilig, in Pension zu gehen. Zwar erfolgt in den meisten OECD-Ländern der tatsächliche Ausstieg aus dem Berufsleben früher, als es das offizielle Pensionsalter vorsehen würde; im Vergleich findet der Berufsausstieg in Österreich aber besonders früh statt: Männer scheiden im Schnitt mit 58,9Jahren aus dem Arbeitsleben (jünger sind nur die Luxemburger mit 57,3), Frauen mit 57,5 Jahren („unterboten“ werden sie von den Slowakinnen mit 56,2 Jahren). Dies geht aus der jüngsten OECD-Studie „Renten auf einen Blick“ hervor, die am Donnerstag in Paris veröffentlicht wurde; die wichtigsten Ergebnisse wurden zeitgleich in Berlin präsentiert.

Im OECD-Schnitt liegt das tatsächlichePensionsantrittsalter bei Männern bei 63,3 Jahren, bei Frauen bei 62,4. Deutlich länger wird in Mexiko oder Korea gearbeitet; in Europa liegen Island, Portugal, Schweden, die Schweiz, Norwegen und Dänemark über dem Schnitt. Beim gesetzlichen Rentenalter haben die Erhöhungen bisher vor allem die zuvor über mehrere Jahrzehnte erfolgte Reduktion des Pensionseintrittsalters kompensiert; der demografischen Entwicklung tragen sie laut der Studie nur bedingt Rechnung. Die bisherigen Maßnahmen werden nicht ausreichen, um den Druck der Bevölkerungsentwicklung auf die nationalen Pensionssysteme auszugleichen. Während aktuell noch etwas mehr als vier Erwerbstätige auf einen Pensionisten kommen, werden es 2050 OECD-weit nur noch zwei sein.

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Vorurteil: Ältere nehmen Jungen Jobs weg

„Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, erklärte OECD-Rentenexpertin Monika Queisser bei der Präsentation der Ergebnisse in Berlin, „an einem längeren Arbeitsleben führt kein Weg vorbei.“ Die Kunst werde es sein, „Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass mehr ältere Menschen eine passende Arbeit finden und behalten können. In vielen Ländern, auch in Deutschland, sehen wir da Schritte in die richtige Richtung“. Wichtig sei es, mit dem Vorurteil aufzuräumen, Ältere nähmen Jüngeren den Arbeitsplatz weg. „Ganz im Gegenteil, unsere Statistiken zeigen, dass Länder, die ältere Menschen erfolgreich in den Arbeitsmarkt integrieren, das in der Regel auch bei den jüngeren schaffen.“

In den meisten OECD-Ländern hat sich die Erwerbsquote der 50- bis 64-Jährigen erhöht, was wesentlich auch an der höheren Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen liegt. „Deutschland etwa hat es durch eine Serie von Rentenreformen attraktiver gemacht, länger zu arbeiten“, erklärte Queisser. Von den 55- bis 59-Jährigen stehen in Deutschland knapp über 70, in der Schweiz 80Prozent im Arbeitsleben (OECD-Schnitt 63,7Prozent), in Österreich sind es derzeit nur 59,4Prozent. Das liegt laut der Rentenexpertin an den Übergangsfristen für inzwischen ergriffene Maßnahmen. „In der Vergangenheit gab es viele Möglichkeiten, früher in Pension zu gehen, die jetzt erst allmählich abgeschafft werden.“

„Auf dem richtigen Weg“

Queisser sieht Österreich auf dem richtigen Weg. Es gebe innerhalb des Pensionssystems starke Reize zum Weiterarbeiten. „Wer in Österreich bis zum Alter von 68Jahren arbeitet, erhält 4,2Prozent Zuschlag zur Rente.“ Positiv wertet sie auch die „sukzessive Abschaffung der Hacklerregelung“, die Einführung einer Liste schwerer Berufe inklusive Kalorienbedarf und die Verschärfung der Bedingungen, unter denen man in Österreich aus medizinischen Gründen in Pension gehen darf. „Wir werden in Frankreich immer wieder nach der österreichischen Schwerstarbeiterregelung gefragt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2011)

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