EZB wirft irischen Banken Rettungsring zu

Rettungsring fuer irische Banken
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Die EZB lässt den irischen Banken eine Vorzugsbehandlung zukommen. Die Banken sollen sich längerfristig mit Zentralbankgeld versorgen können.

Trotz der erfolgreichen Entwöhnung der europäischen Banken von den Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben die Institute in Irland nun doch länger am Tropf. Um die Problem-Banken in schwierigen Zeiten über Wasser zu halten, werfen die Hüter des Euro den Geldinstituten wahrscheinlich bald eine spezielle Rettungsleine zu. Sie sollen sich längerfristig mit Zentralbankgeld versorgen können, auch wenn die EZB die Zinsen erhöht und ihre Krisenmaßnahmen ansonsten weiter zurückfährt.

Hinter der Vorzugsbehandlung für die irischen Banken steckt Kalkül: Denn mit den Ergebnissen der am Donnerstag anstehenden Stresstests für die Geldhäuser droht sich der Druck auf den irischen Bankensektor zu verstärken.

EZB will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Falls Finanzinstitute zum Abbau ihres Liquiditätsbedarfs Vermögenswerte aus ihren Büchern in Zeiten fallender Marktpreise abstoßen müssten, käme es zu Milliarden-Verlusten. Das möchte die EZB kurz vor der für nächste Woche erwarteten Zinserhöhung unbedingt vermeiden.

Die EZB kann mit der für Irland maßgeschneiderten Liquiditätslinie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. "Sie stabilisiert die Institute und trägt zugleich zu einer positiven Feedback-Spirale bei, so dass sich die irischen Banken hoffentlich bald auch wieder am Geldmarkt refinanzieren können", meint Markus Beck von der LBBW. Bisher hängen die irischen Banken komplett am Tropf der EZB, da andere Geschäftsbanken ihnen wegen der in den Bilanzen schlummernden Risiken nicht mehr über den Weg trauen. Ein Viertel der von der Europäischen Zentralbank ausgereichten Kredite floss zuletzt an Geldinstitute in dem relativ kleinen EU-Staat.

EZB zeigt sich flexibel und pragmatisch

Die EZB, die mit Riesenschritten auf ihre erste Zinserhöhung seit fast drei Jahren zusteuert, signalisiert den Schuldenländern in der Euro-Zone mit der Irland-Hilfe zugleich, dass sie deren Probleme weiter im Blick hält und sie nicht im Stich lässt. "Von den Zinsen hängt nicht das Wohl und Wehe der irischen Banken ab. Elementar wichtig für sie ist aber, dass sie längerfristig mit dem EZB-Geld planen können", meint Beck. Denn im Zuge ihres schrittweisen Ausstiegs aus den krisenbedingten Notmaßnahmen hat die EZB die für ein Jahr laufende Liquiditätslinie - den sogenannten Jahrestender - längst gekappt.

Nun dürfte die von EZB-Chef Jean-Claude Trichet aus dem Menü gestrichene Hilfslinie "à la carte" wieder auftauchen. Die zunächst nur den irischen Banken aufgetischte Liquiditätshilfe soll später auch Instituten in anderen Ländern mundgerecht serviert werden. Damit zeigt sich die EZB flexibel und pragmatisch zugleich: Sie ist im Einzelfall bereit, geldpolitisch überschaubare Umwege zu gehen, ohne die generelle Marschrichtung zu ändern.

Entlastung für irische Zentralbank

Die Frankfurter Währungshüter wollen mit der Hilfe für die irischen Institute auch die Zentralbank in Dublin entlasten, die bisher ein spezielles Programm für Kapitalhilfen (Emergency Liquidity Assistance - ELA) zur Verfügung stellte. Dieses rund 70 Milliarden Euro schwere Notprogramm ist eigentlich nur dazu da, Geschäftsbanken vor akuten Zahlungsproblemen zu bewahren. Zugleich ist es äußerst intransparent - über Laufzeiten und die Höhe der geforderten Zinsen herrscht weithin Unklarheit.

Wenn die EZB nun in die Bresche springt, kann sie für klare Verhältnisse sorgen. Zugleich dürfte sie die Ergebnisse der Stresstests als eine Art Gütesiegel dafür nutzen, dass sie nur auf Herz und Nieren geprüfte Geldinstitute unterstützt und nicht gutes Geld schlechtem hinterherwirft.

(APA)

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