Stresstest: Irische Banken brauchen 24 Milliarden Euro

Police stand beside a cement truck which rammed the front gates of the Irish Parliament in Dublin Wed
Police stand beside a cement truck which rammed the front gates of the Irish Parliament in Dublin Wed(c) AP (Niall Carson)
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Nach dem Stresstest hat sich der Zuschussbedarf seit Beginn der Finanzkrise bereits auf 70 Milliarden Euro summiert.

Mit einem neuen milliardenschweren Kraftakt will Irland einen Schlussstrich unter seine Bankenkrise ziehen. Die bereits mit riesigen Staatshilfen am Leben gehaltene Branche braucht zusätzliche 24 Milliarden Euro, wie die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse eines nationalen Stresstests zeigten. Die Mittel dafür sind einem Bericht von "Financial Times Deutschland" zufolge gesichert: Von den 35 Milliarden Euro, die die Euro-Partnerländer und der Internationale Währungsfonds dem Land allein zur Stützung seiner Banken zur Verfügung gestellt hatten, seien noch rund 25 Milliarden Euro übrig. Damit hat sich der Zuschussbedarf seit Beginn der Finanzkrise bereits auf 70 Milliarden Euro summiert.

Auf die Allied Irish Bank entfallen 13,3 Milliarden Euro, auf die Bank of Ireland 5,2 Milliarden, auf Irish Life 4 Milliarden Euro und auf die EBS Building Society 1,5 Milliarden Euro. Das frische Kapital soll den Geldhäusern insbesondere helfen, etwaige Verluste im Zuge einer weiteren Abschwächung der einst so wachstumsstarken irischen Wirtschaft zu verkraften. Damit einher geht eine Radikalkur für den über Jahre aufgeblähten Sektor, dem das Platzen einer Immobilienblase das Genick brach.

Zwei große Universalbanken als Ziel

Am Ende übrig bleiben sollen nur noch zwei große Universalbanken. Sie sollen aus der Bank of Ireland sowie einer Verschmelzung der angeschlagenen Bausparkasse EBS mit dem zweitgrößten Kreditinstitut Allied Irish Bank hervorgehen, wie Finanzminister Michael Noonan ankündigte. Das Finanzhaus Irish Life & Permanent solle umgehend sein Lebensversicherungsgeschäft verkaufen.

Die Regierung in Dublin will, dass die Institute nur am Kerngeschäft festhalten und den Rest gnadenlos aussortieren. Insgesamt sollen sie sich bis 2013 von Vermögenswerte über 72,6 Milliarden Euro trennen. Noonan kündigte zugleich wesentliche Umbesetzungen in den Bankvorständen an. Die größte irische Bank, Anglo Irish, befindet sich inzwischen in der Abwicklung. Sie allein hatte 2010 Verluste in Höhe von 17,7 Milliarden Euro angehäuft.

Banken sind Irlands Achillesferse

Die Geldhäuser sind seit der Finanzkrise die Achillesferse der irischen Wirtschaft. Ihre Probleme zwangen Irland als erstes Land unter den Euro-Rettungsschirm, der nach der Griechenland-Krise von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) aufgespannt wurde. Doch trotz der 85 Milliarden Euro schweren Hilfen aus dem Fonds hängen die Banken des Landes immer noch am Zentralbank-Tropf.

EZB-Ratsmitglied Axel Weber warnt indes vor einer umfassenden Rettung des kriselnden Sektors. Im Kreise der Notenbanken würden die irischen Banken nicht als systemrelevant eingestuft, sagte der scheidende Bundesbankpräsident beim Deutschen Bankentag in Berlin. Es stelle sich grundsätzlich die Frage, ob nicht private Gläubiger an der Rettung einzelner Institute auf der Insel stärker beteiligt werden müssten. "Wir sollten keine Blanko-Garantien für Banken mehr geben", so Weber.

Euro zeigt sich unbeeindruckt

Der Euro hat sich von der Veröffentlichung der Stresstests unbeeindruckt gezeigt. Die Gemeinschaftswährung notierte mit 1,4192 Dollar weiter über ihrem Vortages-Schluss von 1,4125 Dollar.

Gestützt wird der Euro zurzeit vor allem von der in der kommenden Woche erwarteten Zinserhöhung der EZB. Im Tagesverlauf war die Gemeinschaftswährung auf bis zu 1,4233 Dollar gestiegen.

(APA)

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