IWF will baldige Umschuldung Griechenlands

IWF drängt auf Umschuldung Griechenlands
IWF drängt auf Umschuldung Griechenlands(c) AP (Petros Giannakouris)
  • Drucken

Die Wahrscheinlichkeit, dass Inhaber griechischer Staatsanleihen auf einen Teil der Rendite verzichten müssen, wächst.

Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zeichnet sich ein Kurswechsel ab. Der Währungsfonds glaubt offenbar nicht mehr daran, dass die Rettungsbemühungen für Griechenland erfolgreich sein werden und das Land sich mit den bisherigen Maßnahmen sanieren lässt. Das meldet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ unter Berufung auf hochrangige Vertreter des Währungsfonds, die in den vergangenen Tagen Gespräche mit Beamten europäischer Regierungen geführt haben.

Der IWF drängt demnach auf eine baldige Umschuldung des Landes, um die Schuldenlast von derzeit rund 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu reduzieren. Denkbar sind dabei drei Alternativen, die alle zur Folge hätten, dass die Inhaber griechischer Staatsanleihen (vor allem Banken und Investmentfonds) auf einen Teil ihrer Rendite verzichten müssten – den anderen Teil erhielten sie dafür sicher: ein Schuldenschnitt, die Verlängerung von Anleihenlaufzeiten oder niedrigere Zinszahlungen. Geht es nach dem IWF, soll die griechische Regierung schon bald Kontakt mit ihren Gläubigern aufnehmen und ihnen die geplante Umschuldung mitteilen.

Griechen dementieren Pläne.
Gegenwärtig schreckt der IWF laut „Spiegel“ aber noch davor zurück, seine Überlegungen öffentlich zu machen, weil er fürchtet, das ebenfalls schwer angeschlagene Portugal in noch größere Schwierigkeiten zu bringen: Im Fall einer Umschuldung müssten schuldengeplagte Staaten künftig noch höhere Zinsaufschläge für ihre Anleihen zahlen, da die Anleger das Risiko, einen Teil ihres Investments zu verlieren, abgegolten haben wollen.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou hat allerdings kürzlich dementiert, dass sein Land pleite sei und eine Umschuldung bevorstehen könnte. Auch der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat wiederholt betont: „Wir werden jeden Cent zurückzahlen.“
Im Jahr 2010 belief sich die Neuverschuldung Griechenlands nach vorläufigen Schätzungen auf 10,6 Prozent des BIPs etwas höher, als man davor angenommen hatte. Die endgültigen Werte gibt das EU-Statistikamt Eurostat Ende April bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.