BRICS-Staaten: Angriff auf Dollar-Vorherrschaft

A picture illustration shows a 100 Dollar banknote laying one Dollar banknotes
A picture illustration shows a 100 Dollar banknote laying one Dollar banknotes(c) Reuters (Kacper Pempel)
  • Drucken

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen künftig Kredite in ihren eigenen Währungen vergeben - unter Umgehung des US-Dollar.

Die fünf wichtigsten Schwellenländer starten einen neuen Angriff auf die Vorherrschaft des Dollar im Weltwährungssystem. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) vereinbarten am Donnerstag grundsätzlich die gegenseitige Vergabe von Krediten in ihren eigenen Währungen - unter Umgehung des US-Dollar. Mit der Forderung nach einer umfassenden Reform des internationalen Devisensystems unterstrich die Gruppe bei ihrem Treffen in China zudem die Kritik an der Dollar-Dominanz. Die Staaten verlangten ein breiter aufgestelltes und damit stabileres System der Reservewährungen.

Der Vorstoß demonstriert den Anspruch der immer selbstbewusster werdenden BRICS auf ein größeres Mitspracherecht in der internationalen Finanzpolitik. Die fünf führenden Schwellenländer sehen zugleich neue Risiken für die Weltwirtschaft.

BRICS-Staaten als Schwergewicht

Die Finanzkrise habe die Schwächen des am Dollar orientierten Systems entblößt, hieß es in einem Kommunique. "Die Weltwirtschaft macht tiefe und komplexe Veränderungen durch", betonte Chinas Präsident Hu Jintao. Deshalb sei eine Stärkung des Dialogs und der Kooperation unter den BRICS-Ländern notwendig. Russlands Präsident Dmitri Medwedew beschrieb die Staaten als Schwergewicht: "Unser wirtschaftliches Potenzial, unser politischer Einfluss und unsere Entwicklungsmöglichkeiten als Allianz sind außerordentlich", sagte er bei dem Treffen im südchinesischen Touristenort Sanya auf der Insel Hainan.

"Die Qualität und die Dauer der weltweiten Konjunkturerholung hängt zu einem großen Teil von der Wirtschaftsleistung der BRICS ab", unterstrich der indische Ministerpräsident Manmohan Singh. Vor diesem Hintergrund nahmen die BRICS die von ihnen ungeliebte Dollar-Dominanz verstärkt ins Visier - pünktlich zur Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) sowie dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) in Washington.

USA werden ihrer Verantwortung nicht gerecht

Wegen der riesigen Außenhandels- und Haushaltsdefizite der USA haben die Schwellenländer Zweifel an der langfristigen Stabilität des Dollar als führende Reservewährung. Die BRICS werfen der US-Regierung wenig verhohlen vor, ihrer Verantwortung für das Weltwährungssystem nicht gerecht zu werden. Bei ihrem Treffen diskutierten sie deshalb ein stärkeres Gewicht der Sonderziehungsrechte (SZR).

Dieser Kunstwährung des Internationalen Währungsfonds (IWF) trauen einige Experten zu, den Dollar teilweise abzulösen. Doch auch unter den BRICS herrschte Uneinigkeit - darüber, ob der den SZR zugrundeliegende Währungskorb von Dollar, Euro, Yen und Pfund um den chinesischen Yuan erweitert werden soll. Unter anderem Brasilien pocht BRICS-Kreisen zufolge darauf, dass der Yuan zuvor international frei handelbar werden müsse.

Gegengewicht zu den Industriestaaten

Trotz ihrer Differenzen streben die BRICS gemeinsame Verhandlungspositionen an, um in Gremien wie den G-20 ein schlagkräftiges Gegengewicht zu den Industriestaaten zu bilden. So forderten sie bei ihrem Gipfel eine strengere Regulierung der Derivate-Märkte, um Preisschwankungen bei Lebensmitteln und Energie zu verhindern.

Die übermäßige Fluktuation der Preise für Rohstoffe und Energie gefährde die globale wirtschaftliche Erholung, beklagten die Staats- und Regierungschefs in einer gemeinsamen Erklärung. Bei der Nahrungsmittelsicherheit wollen sie enger zusammenarbeiten.

BRICS gut durch die Krise gekommen

Das zunehmende Muskelspiel der führenden Schwellenländer speist sich nicht nur aus der gemeinsamen Konjunkturkraft, die mittlerweile zusammen fast ein Fünftel der Weltwirtschaft ausmacht. Auch sind die BRICS vergleichsweise heil durch die Wirtschaftskrise gekommen, mit deren Nachwehen viele hoch verschuldete Industriestaaten noch immer zu kämpfen haben: Nach IWF-Prognosen wird die Wirtschaft in den Entwicklungs- und Schwellenländer 2011 und 2012 um jeweils 6,5 Prozent wachsen. Die Industriestaaten müssen sich dagegen mit einem Plus von 2,4 und 2,6 Prozent begnügen.

Auch nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima bekräftigten die Schwellenländer, dass die Kernenergie ein "wichtiges Element" ihrer Energiegewinnung bleibe. Die Kooperation in Sicherheitsfragen der Atomkraft solle aber ausgeweitet werden. Ihren nächsten Gipfel wollen die Brics-Staaten 2012 in Indien abhalten.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Willkommen Klub Suedafrika macht
International

Aus den BRIC-Staaten werden die BRICS-Staaten

Das Kürzel „BRIC“ muss angepasst werden. Beim Club-Gipfel auf Hainan wird mit Südafrika erstmals ein fünftes Mitglied offiziell mit dabei sein. Die fünf Länder stellen ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.