Portugals Wirtschaft: Wachstum niedrig - Defizit hoch

Ministerpräsident Socrates muss seine Landsleute auf schwere Zeiten einstimmen
Ministerpräsident Socrates muss seine Landsleute auf schwere Zeiten einstimmen(c) AP (Paulo Duarte)
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Längere Rezession, Verkauf von Tafelsilber: Portugal steht auch nach der Einigung mit der EU und dem IWF auf ein 78 Milliarden Euro schweres Rettungspaket vor schweren Zeiten.

Das Hilfspaket für Portugal steht: Das hoch verschuldete Land im Südwesten Europas erhält 78 Milliarden Euro, um damit eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Im Gegenzug verpflichtet sich die Regierung in Lissabon auf ein Sparprogramm. Im Folgenden eine Übersicht über die Wirtschaft des Landes:

WIRTSCHAFTSWACHSTUM:

Portugal leidet seit Jahren unter einem schwachen Wachstum. In diesem und im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung auch wegen der Sparpakete um jeweils zwei Prozent schrumpfen, verlautete aus Kreisen. 2010 schaffte Portugal noch ein Wachstum von 1,4 Prozent. Zu lange hat sich das Land, das als verlängerte Werkbank für viele europäische Unternehmen tätig war, auf seine günstigen Löhne verlassen

ARBEITSMARKT:

Ende 2010 waren 11,1 Prozent der Portugiesen ohne festen Arbeitsplatz. Seit 2005 wurden zwar einige Reformen auf den Weg gebracht und die Flexibilität am Arbeitsmarkt erhöht. Doch es fehlen Unternehmen, die neue Jobs bereitstellen. Der öffentliche Dienst ist ein wichtiger Arbeitgeber in Portugal: Ungefähr 670.000 Menschen sind beim Staat beschäftigt, das entspricht 13 Prozent aller Arbeitnehmer.

PRIVATWIRTSCHAFT:

Etwa elf Prozent der Erwerbsbevölkerung sind in landwirtschaftlichen Betrieben tätig. 28 Prozent aller Arbeitnehmer sind in der Industrie beschäftigt. Besonders wichtig ist dabei die Automobilbranche sowie Zulieferer, Textilunternehmen und Schuhhersteller. Auch der Tourismus spielt eine bedeutende Rolle für die portugiesische Wirtschaft. Bei Dienstleistern arbeiten 61 Prozent aller Beschäftigten.

STAATSHAUSHALT:

2010 häufte die Regierung in Portugal ein Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent der Wirtschaftsleistung an, das ist mehr als zuvor angegeben. Grund ist, dass die Verluste von öffentlich-privaten Partnerschaften eingerechnet wurden. In diesem Jahr muss die Regierung den Fehlbetrag auf 5,9 Prozent drosseln. 2012 sind es 4,5 Prozent, 2013 dann drei Prozent.

ANLEIHEN:

Die Risikoaufschläge für portugiesische Staatsanleihen vor allem kürzerer Laufzeit fielen nach der grundsätzlichen Einigung auf ein Hilfsprogramm am Mittwoch im Tagesverlauf spürbar. Im zweijährigen Laufzeitbereich sank die Rendite kräftig um 0,69 Punkte auf 10,45 Prozent. Bei fünfjährigen Anleihen sank die Rendite im Tagesverlauf um 0,3 Punkte auf 10,88 Prozent. Im zehnjährigen Bereich gab sie um 0,19 Punkte auf 9,06 Punkte nach.

(APA)

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