Papandreou: Griechenland Opfer von Schwarzmalerei

Papandreou sieht Griechenland Opfer
Papandreou sieht Griechenland Opfer(c) AP (Thanassis Stavrakis)
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Der griechische Ministerpräsident kritisiert Finanzmärkte und Medien. Aus der EU werden indes neue besorgniserregenden Zahlen bekannt.

Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou sieht sein Land als Opfer einer dramatischen Schwarzmalerei an den Märkten und in den Medien. "Selbst der IWF sagt heute, dass unsere Schulden tragbar sind", sagte der Sozialdemokrat Papandreou am Freitag bei einem Treffen von Mitte-Links-Politikern in Oslo. Eine Umschuldung sei nicht erforderlich. "Trotzdem prügeln die Märkte unaufhörlich auf uns ein, die Medien sagen einen Weltuntergang voraus, und das fördert eine Kultur der Angst."

Papandreou forderte Europa zur Geschlossenheit auf, um die gemeinsame Währung zu verteidigen. "Es gibt kein Zurück vom Euro. Aber wir gehen auch nicht genug voran", kritisierte er. "Wir suchen nach Prügelknaben, wir spielen Schwarzer Peter: Wir sagen, der Norden ist schuld, die Peripherie ist schuld, die Migranten sind schuld." Diese Haltung lähme Europa, mahnte der griechische Ministerpräsident. Er nannte es zugleich nicht tragbar für eine Währungsunion, dass die Risikoaufschläge auf griechische Staatsanleihen so viel höher seien als die von Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Griechischer Schuldenberg steigt weiter

Nach Einschätzung der Brüsseler Währungshüter kommt Griechenland aber nicht von seinem hohen Defizit herunter. Die Neuverschuldung werde von 9,5 Prozent der Wirtschaftsleistung 2011 im kommenden Jahr nur geringfügig auf 9,3 Prozent sinken, berichtete die EU-Kommission in ihrer am Freitag in Brüssel vorgelegten Frühjahrskonjunkturprognose. Der gesamtstaatliche Schuldenberg werde von knapp 158 Prozent der Wirtschaftsleistung 2011 im kommenden Jahr auf gut 166 Prozent steigen.

In der EU wird wegen der Schuldenentwicklung in Athen ein neues Hilfspaket debattiert, das nach bisher nicht offiziell bestätigten Spekulationen eine Höhe von 30 bis 60 Milliarden Euro haben soll. Schnelle Entscheidungen sind aber nicht geplant. Es wird befürchtet, dass Griechenland nicht - wie zunächst geplant - im kommenden Jahr wieder an die Kapitalmärkte zurückkehren kann. Das Land bekommt bereits Hilfen von Europäern und dem Internationalen Währungsfonds von 110 Milliarden Euro.

Griechen: Land auf falschem Weg

Nur EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn versprüht angesichts des überraschend kräftigen Wachstums in Griechenland im ersten Quartal Optimismus. "Was die Wirtschaftsentwicklung in Griechenland anbelangt, ist es ermutigend", sagte Rehn am Freitag in Brüssel. Das Bruttoinlandsprodukt in dem hoch verschuldeten Euro-Land war im ersten Quartal um 0,8 Prozent zum Vorquartal gewachsen.

Im hoch verschuldeten Griechenland selbst macht sich jedoch Pessimismus breit: Nach einer Meinungsumfrage sind 83 Prozent der Griechen der Ansicht, dass ihr Land sich in die falsche Richtung bewege. Knapp die Hälfte der Befragten erwartet eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden fünf Jahren, wie die Tageszeitung "Kathimerini" berichtet.

(Ag.)

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