IWF-Chef wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt

IWFChef wegen versuchter Vergewaltigung
IWFChef wegen versuchter Vergewaltigung(c) Dapd (Michael Gottschalk)
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Dem Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, wird ein sexueller Übergriff auf ein Zimmermädchen vorgeworfen. Er wurde auf dem New Yorker JFK-Flughafen festgenommen.

Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Franzose Dominique Strauss-Kahn, ist von der New Yorker Staatsanwaltschaft wegen versuchter Vergewaltigung und sexueller Belästigung angeklagt worden. Das gab ein Polizeisprecher am Sonntag bekannt. Strauss-Kahns Anwalt hatte zuvor angekündigt, sein Mandant werde auf "nicht schuldig" plädieren.

Der IWF-Chef war am Samstag am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen festgenommen worden. Ein Zimmermädchen in einem Hotel hatte ihm einen sexuellen Übergriff vorgeworfen.

Hotel "fluchtartig" verlassen

Strauss-Kahn habe sich nach dem Zwischenfall im Sofitel-Hotel in der Nähe des Times Square fluchtartig zum Flughafen begeben und sei dort in eine Air-France-Maschine mit Ziel Paris gestiegen, sagte Polizeisprecher Paul Browne. Sein Mobiltelefon und andere persönliche Dinge habe er im Hotelzimmer zurückgelassen. Kurz bevor das Flugzeug starten sollte, wurde der IWF-Chef jedoch von Mitarbeitern der Flughafenbehörde in Gewahrsam genommen und an die New Yorker Polizei übergeben.

Ein 32-jähriges Zimmermädchen habe den Sex-Vorwurf erhoben, sagte Browne. Die Frau sei nach dem Zwischenfall aus dem Hotel-Zimmer geflüchtet und anschließend wegen leichter Verletzungen behandelt worden.

(c) AP

Strauss-Kahn hätte sich am Sonntag in Berlin mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen sollen. Für Montag und Dienstag war seine Teilnahme an der Tagung der EU-Finanzminister in Brüssel vorgesehen.

IWF-Sondersitzung

Nach der Verhaftung von Strauss-Kahn übernimmt dessen Stellvertreter John Lipsky vorübergehend den Spitzenposten. Lipsky werde die Mitglieder des Direktoriums des Internationalen Währungsfonds am Sonntag in einer Sondersitzung über die Entwicklung informieren, sagte ein IWF-Sprecher in Washington. Die stellvertretende geschäftsführende Direktorin Nemat Shafik solle den IWF am Montag beim Treffen der Eurogruppe in Brüssel vertreten.

Als Sarkozy-Herausforderer gehandelt

Im Jahr 2008 war Strauss-Kahn wegen einer Affäre mit einer ehemaligen Kollegin unter Druck geraten. Eine interne Untersuchung des IWF kam damals allerdings zu dem Schluss, dass es weder eine sexuelle Belästigung noch eine Begünstigung gegeben habe. Strauss-Kahn entschuldigte sich für den dadurch entstandenen Ärger und wies Vorwürfe des Amtsmissbrauchs zurück.

An der Spitze des IWF steht Strauss-Kahn seit November 2007. Der frühere französische Finanzminister und Wirtschaftsprofessor wurde als möglicher Kandidat der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahl im kommenden April gehandelt und damit als potenzieller Herausforderer von Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Umfragen gaben Strauss-Kahn zuletzt gute Chancen auf einen Sieg bei den Präsidentenwahlen. "DSK", wie er in Frankreich auch genannt wird, hat allerdings seine Kandidatur noch nicht angekündigt.

"Kann nicht mehr Kandidat sein"

So weit könnte es aber erst gar nicht kommen. Aufgrund seiner Verhaftung gibt es bereits erste Stimmen, die ein Ende seiner politischen Karriere voraussehen. "Es ist vorbei", sagt etwa der konservative Abgeordnete Bernard Debré, naturgemäß ein politischer Widersacher von Strauss-Kahn. Doch auch in sozialistischen Kreisen gilt "DSK" als nicht mehr haltbar. "Er kann nicht mehr Kandidat für die Vorwahlen sein", sagt Jacques Attali, der Berater des einzigen sozialistischen Präsidenten der Nachkriegszeit, François Mitterrand.

In seiner Heimat wird Strauss-Kahn, der mit der bekannten Journalistin Anne Sinclair verheiratet ist, wegen seines luxuriösen Lebensstils kritisiert. Der Sozialist stieg bei einem Heimatbesuch im April in einen Porsche Panamera S - ein Auftritt, der auch innerhalb seiner Partei kritisiert wurde.

Frau hält zu Strauss-Kahn

Schützenhilfe erhält der angeschlagene IWF-Chef von seiner Ehefrau. Sie ist von der Unschuld ihres Mannes überzeugt. "Ich glaube keine Sekunde lang den Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden", hieß es in einer am Sonntag in Paris von Strauss-Kahns Ehefrau Anne Sinclair veröffentlichten Erklärung. "Ich zweifele nicht daran, dass sich seine Schuldlosigkeit erweisen wird." Sinclair rief zur Zurückhaltung im Zusammenhang mit den Vorwürfen auf.

(Ag.)

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