Eurozone: Abschwung vom Aufschwung?

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Der Höhenflug in der Eurozone zu Jahresbeginn flacht nun deutlich ab. Deutschlands Wirtschaft geht allerdings einem Boomjahr entgegen. Unstrittig ist, dass der Aufschwung das rasante Tempo nicht halten kann.

Berlin/Ag. Ist es eine Delle, gar ein Abschwung oder nur die Normalisierung nach dem fulminanten Start ins Jahr? Experten sind uneins, wie sie die Situation in der deutschen Industrie und Dienstleistung deuten sollen.

Die Umfrage des Marktforschers Markit zeigt eine deutliche Abkühlung in der Eurozone: Der Einkaufsmanager für die gesamte Privatwirtschaft fiel im Mai um 2,4 auf 55,4 Punkte. Das ist der stärkste Rückgang seit November 2008 – als die Wirtschaftskrise auf ihren Höhepunkt zusteuerte. „Der Privatsektor tut sich schwer, den Höhenflug aus dem ersten Quartal fortzusetzen“, sagte Markit-Experte Tim Moore.

Firmen suchen Personal

Anders sind die Ergebnisse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die überwiegende Zahl der 2340 befragten Unternehmen erwartet 2011 das zweite Boomjahr in Folge. Deshalb erhöhte das IW seine Wachstumsprognose auf plus 3,5 Prozent und rechnet 2012 mit zweieinviertel Prozent. „Es ist ein breit angelegter Aufschwung“, so IW-Direktor Michael Hüther. 61 Prozent der Firmen wollen ihre Produktion hochfahren, 41 Prozent erwarten steigende Exporte, 46 Prozent wollen mehr investieren. Vor allem der Arbeitsmarkt profitiert: Knapp die Hälfte der Firmen sucht neues Personal.

Die meisten Experten trauen der deutschen Wirtschaft 2011 ein Wachstum von mehr als drei Prozent zu, nach 3,6 Prozent 2010.

Unstrittig ist, dass der Aufschwung das rasante Tempo nicht halten kann. „Die Erholung in der Region dürfte ihren Höhepunkt überschritten haben“, sagte Analyst Ben May von Capital Economics. Wie andere Fachleute geht er davon aus, dass die EZB sich nicht von der Straffung ihrer Geldpolitik abbringen lässt und die Zinsen im Juli erneut erhöht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2011)

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