Schuldenkrise: EZB wird Müllhalde für faule Kredite

(c) AP (Michael Probst)
  • Drucken

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt hat Schrottpapiere von griechischen und irischen Banken übernommen und sitzt jetzt auf Risken in Milliardenhöhe. EZB könnte zu einer riesigen „Bad Bank“ geworden sein.

Wien/Höll. In der Bilanz der Europäischen Zentralbank (EZB) schlummern unbekannte Risiken von mehreren hundert Milliarden Euro. Neben Staatsanleihen soll die EZB mehreren Banken – insbesondere aus Griechenland, Irland, Portugal und Spanien – zweifelhafte Papiere in der Höhe von 480 Mrd. Euro abgenommen haben, schreibt der „Spiegel“. Bei den Bewertungen sollen die Währungshüter aber nicht so genau hingesehen haben. Damit könnte die EZB zu einer riesigen „Bad Bank“, einer Müllhalde für faule Kredite, geworden sein. Trotz mehrmaliger Anfrage gab die EZB dazu am Montag keinen Kommentar ab.

Stimmen die Vorwürfe, hätte dies auch Auswirkungen auf Österreich. Denn die Europäische Zentralbank kann nicht pleite gehen. Bei Geldbedarf müssen die nationalen Notenbanken einspringen. Erst vergangenen Dezember hatte die EZB beschlossen, ihr Grundkapital von 5,8 Mrd. Euro auf 10,8Mrd. Euro fast zu verdoppeln. Die Einzahlung erfolgt in drei Schritten bis 2012. Mit einer Mrd. Euro muss die Deutsche Bundesbank den Löwenanteil beitragen. Österreich hält einen Anteil am EZB-Kapital von 1,94 Prozent und muss mit knapp 100 Mio. Euro mitziehen.


Auch OeNB braucht Geld
Bereits im Vorjahr geriet die EZB unter Beschluss, weil sie beschlossen hatte, Anleihen südeuropäischer Schuldnerländer anzukaufen, obwohl diese als „Ramsch“ eingestuft werden. Dem Vernehmen nach sollen der EZB inzwischen Griechenland-Papiere in der Höhe von 50 Mrd. Euro gehören.

Neu ist, dass die Zentralbank auch auf einem Berg von umstrittenen Schuldverschreibungen sitzt. Dabei handelt es sich um sogenannte „Asset Backed Securities“ (ABS). Das sind Anleihen, die mit anderen Forderungen – hauptsächlich mit Immobiliendarlehen und Autokrediten – besichert sind.

Diese Papiere hatten 2007 die Finanzkrise ausgelöst. US-Banken hatten Hypothekenkredite in ABS-Papiere verpackt und weltweit an Investoren verkauft. Als die Schuldner die Darlehen nicht bedienen konnten, verloren ABS massiv an Wert.

Auch in Europa wandelten irische, griechische und spanische Banken viele Immobilienkredite in ABS um. Als sie diese wegen der Krise bei privaten Investoren nicht mehr unterbringen konnten, sprang die Europäische Zentralbank ein. Denn Geschäftsbanken haben die Möglichkeit, sich bei der EZB in Frankfurt Geld zu holen. Dafür müssen sie Zinsen zahlen und bestimmte Sicherheiten hinterlegen. Vor allem griechische, irische und spanische Kreditinstitute boten den Währungshütern ihre ABS-Papiere an. Bis Anfang 2011 soll die EZB solche Schuldverschreibungen im Ausmaß von 480Mrd. Euro akzeptiert haben.

Allein im Vorjahr wurden in Europa ABS-Papiere zum Nennwert von 380 Mrd. Euro aufgelegt. Doch davon wurden 292 Mrd. Euro nie zum Kauf angeboten. Sie dienten allein dazu, um frisches Geld von der EZB zu bekommen. Gehen im Zuge einer Umschuldung Banken in Griechenland pleite, sitzt die EZB auf Sicherheiten, die nicht besonders werthaltig sind. Zwar sind die Bedingungen für EZB-Kredite geregelt. Doch für die Umsetzung sind die nationalen Notenbanken zuständig. Einige Zentralbanken sollen ABS-Papiere nicht korrekt bewertet haben, heißt es.

Wegen der Zunahme von Risken und internationalen Verpflichtungen (Beteiligungen an Programmen des Internationalen Währungsfonds und der EZB) muss auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) mittelfristig die Reserven um 1,5 Mrd. Euro erhöhen. Das ist aber gar nicht so einfach möglich. Denn heute soll der Ministerrat beschließen, dass die OeNB mindestens 90 Prozent des Gewinns an den Staat ausschütten muss. OeNB-Chef Ewald Nowotny kritisiert diese Regelung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.