Ratingagentur: Auch Belgien droht Herabstufung

Belgiens Premier Leterme beschreibt die Staatsfinanzen als solide
Belgiens Premier Leterme beschreibt die Staatsfinanzen als solide(c) REUTERS (Ints Kalnins)
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Die Ratingagentur Fitch senkt den Ausblick für das politisch instabile Land. Moody's hält bei einer Griechen-Insolvenz eine weitere Rückstufung der Bonität der übrigen Schuldenländer für möglich.

Nach Italien droht auch Belgien die Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit. Nur zwei Tage nachdem S&P den Ausblick für das südeuropäische Land senkte, nahm die Agentur Fitch am Montagabend ihren Ausblick für Belgien auf "negativ" von "stabil" zurück. Das Land werde wahrscheinlich die zweitbeste Fitch-Note "AA+" verlieren, wenn es die gesetzten Defizitziele nicht erreiche, hieß es. Das politische Risiko sei in Belgien höher als in vergleichbaren Staaten der Euro-Zone. Das Land ist seit den Parlamentswahlen Mitte 2010 ohne Regierung.

Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands könnten die Staatsanleihen von Portugal und Irland nach Ansicht der US-Ratingagentur Moody's auf Ramschstatus fallen. Ein griechischer Zahlungsausfall würde in höchstem Maße destabilisierend wirken und die Kreditwürdigkeit von Staaten in ganz Europa beeinflussen, sagte der Kreditmanager für Europa, Alastair Wilson. Spanien, Italien und Belgien fielen zwar nicht in dieselbe Kategorie wie Portugal und Irland, doch dürften dann auch diese Staaten erheblichem Marktdruck ausgesetzt sein.

Regierungsverhandlungen: Keine Bewegung

Dass Belgien an den Finanzmärkten immer öfter gemeinsam mit den Pleitekandidaten Europas in einem Zusammenhang genannt wird, hält der belgische Premier Yves Leterme für falsch. Er hält die Wirtschaftsdaten Belgiens für solide; auch wenn die Schulden heuer fast 100 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. So könnte der Reichtum der private Haushalte die Staatsschulden dreimal bezahlen. Doch die politische Instabilität verursacht durch ein Jahr ohne Regierung bedeutet für Investoren ein Risiko.

Auch König Albert II. hat bereits zahlreiche Vermittler vergeblich damit beauftragt, die festgefahrenen Gespräche über eine Regierungskoalition in Schwung zu bringen. Unter anderem sind Verhandlungen über umfassende Staatsreformen notwendig. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2010 waren die flämischen Separatisten stärkste Kraft geworden. Deren Forderung nach einer größeren Autonomie der Regionen lehnen die Parteien aus dem französischsprachigen Wallonien aber ab. Sie befürchten ein Auseinanderbrechen des Landes.

Schon vor einem halben Jahr hatte S&P den Ausblick des hoch verschuldeten Landes auf "negativ" zurückgenommen. S&P führt die Kreditwürdigkeit Belgiens derzeit aber ebenfalls noch mit der zweitbesten Note "AA+", ebenso wie Moody's, bei denen die Einstufung dafür "Aa1" lautet.

(APA)

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