Polen: Chinesen bauen Autobahn zum Dumpingpreis

Chinesische Bauarbeiter
Chinesische BauarbeiterEPA/WU HONG
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Die Arbeiter schuften sieben Tage die Woche - auch bei Minusgraden. Erstmals erhielt eine Baufirma aus China einen öffentlichen Auftrag in der EU.

Noch vor wenigen Jahren waren polnische Arbeiter in Österreich das, was chinesische Arbeiter heute in Polen sind: konkurrenzlos billig. 500 Arbeiter aus China bauen derzeit in Polen an der Autobahn A2, die einmal Berlin mit Warschau verbinden wird.

Die chinesische Baufirma Covec erhielt den Großauftrag, weil sie mit billigen Preisen ihre europäischen Konkurrenten aus dem Feld schlug. Erstmals wurde in der EU eine chinesische Baufirma mit einem öffentlichen Projekt beauftragt. Für die 49,2 Autobahnkilometer veranschlagte Covec umgerechnet 330 Millionen Euro - nach Einschätzung der polnischen Bauwirtschaft die Hälfte der tatsächlichen Kosten.

Bis zur Fußball-EM 2012 will Polen, das vor dem EU-Beitritt fast keine Autobahnen hatte, sein Fernstraßennetz auf 1800 Kilometer ausbauen. Deshalb steht die West-Ost-Autobahn auf der Prioritätenliste ganz oben. Neben den 500 Arbeitern, die seit Jänner hier sind, kommen bald 300 weitere als Verstärkung aus China.

"Die Chinesen arbeiten Tag und Nacht"

Als Erklärung für die niedrigen Preise teilt die Unternehmensführung lediglich mit, die Firma habe "ihren eigenen Management-Stil". So sind die Arbeiter in einer ehemaligen Schule untergebracht, in Gemeinschaftsschlafräumen mit Etagenbetten. Zur Mittagszeit werden die Mahlzeiten direkt auf die Baustelle gebracht. "Die Chinesen arbeiten Tag und Nacht, zwölf Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche, sogar an Feiertagen", erzählt Krzysztof Lenarczyk, Infrastruktur-Beauftragter im Rathaus von Wiskitki. Sie haben im Jänner begonnen, wenn das polnische Baugewerbe Winterpause macht - "und sogar in der größten Kälte gearbeitet."

Einer der Arbeiter ist der 38-jährige Xu Chengbing aus der Provinz Anhui. Nach zwölf Stunden Nachtschicht kommt er in der Früh von der Baustelle. Wieviel er verdienen wird, weiß er noch nicht. Sein Lohn wird direkt nach China überwiesen. "In Polen erhalten wir kein Geld. Wir brauchen es nicht, hier haben wir Kost und Logis", sagt er. Chinesische Köche bereiten die Mahlzeiten für die Arbeiter in einer umgebauten Garage zu.

Der Verband der Straßenbauer warf Covec Dumping vor und prophezeit Probleme. "Sie werden ganz bestimmt Geld verlieren bei der Sache", sagt der Verbandsvorsitzende, Wojciech Milusi. "Sie machen es, um gute Referenzen zu haben für andere Baustellen in der EU. Und da es eine staatlich kontrollierte Firma ist, werden die Verluste vom chinesischen Staat aufgefangen."

Rechnungen nicht bezahlt

In der Tat ist es in den vergangenen Tagen zu Verzögerungen gekommen: Die polnischen Subunternehmer von Covec hatten wegen unbezahlter Rechnungen ihre Lieferungen ausgesetzt. Erst nach tagelangen Verhandlungen im polnischen Infrastrukturministerium verpflichtete sich Covec, die ausstehenden Beträge bis zum 30. Mai zu begleichen.

(APA)

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