Griechenland: EU will Beteiligung Privater durchsetzen

GREECE ECONOMY DEBT CRISIS
GREECE ECONOMY DEBT CRISISEPA (Orestis Panagiotou)
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In Brüssel beraten heute Abend die EU-Finanzminister über die Lage in Griechenland. S&P stufte indes die Kreditwürdigkeit des Landes weiter herab.

Am Ende der Beratungen über weitere Milliardenhilfe für Griechenland wird nach Ansicht von EU-Währungskommissar Olli Rehn wohl auch eine Beteiligung privater Gläubiger stehen. Die deutsche Forderung, wonach auch Banken, Versicherungen und Pensionsfonds einen Teil des zweiten Rettungspakets tragen sollten, werde zwar nicht von allen EU-Staaten geteilt, sagte Rehn in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Wir sind aber nicht so weit von einer gemeinsamen Lösung entfernt, wie manche glauben."

Die EU-Kommission bereite eine Vereinbarung nach dem Vorbild der Wiener Initiative vor, wonach Banken ihre griechischen Anleihen auf freiwilliger Basis länger behalten sollen. "Wir sind bereit, eine Lösung zu prüfen, die auf einer freiwilligen Verlängerung der Laufzeiten von Staatsanleihen beruht und unter keinen Umständen zu einem Kreditausfall führt."

Sondertreffen in Brüssel

Die Frage einer Beteiligung privater Gläubiger an weiteren Milliarden-Hilfen für das von einer Staatspleite bedrohte Griechenland wird auch Thema bei einem Sondertreffen der europäischen Finanzminister am Dienstag in Brüssel sein.

Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, äußerte unterdessen Zweifel am Sinn einer Beteiligung Privater an den Kosten der Griechenlandkrise. Zugleich machte er deutlich, dass die Notenbanken keine weiteren Risiken übernehmen würden.

Die Notenbanken hätten bereits beträchtliche Risiken übernommen, schrieb Weidmann in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung". "Als kurzfristige, zeitlich begrenzte Abwehr einer akuten Krise mag dies vertretbar gewesen sein." Doch hätten die Maßnahmen das geldpolitische Mandat stark gedehnt und die Grenzen zwischen der Verantwortung der Geldpolitik und der Finanzpolitik verwischt. Für die Geldpolitik gelte jetzt, die übernommenen Risiken zurückzuführen und keinesfalls weiter auszuweiten.

Weltweit am schlechtesten bewertetes Land

Erst am Montag hat die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Griechenlands weiter herabgestuft. Die Bewertung wurde um drei Stufen von B auf CCC gesenkt, wie die Agentur in einer Erklärung mitteilte. Damit ist Griechenland nun das Land mit dem weltweit schlechtesten Kreditrating von S&P.

Der Ausblick bleibe bei negativ, was auf eine weitere Herabstufung in den kommenden zwölf bis 18 Monaten hindeutet. Die Ratingagentur warnte davor, dass auch eine sanfte Umschuldung Griechenlands wahrscheinlich als Zahlungsausfall gewertet werden.

Das hochverschuldete Land hatte vergangenes Jahr Notkredite über insgesamt 110 Milliarden Euro zugesprochen bekommen. Doch inzwischen zeichnet sich ab, dass Griechenland ein zweites Hilfspaket benötigt.

(Ag. )

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