Griechen-Krise: Paris legt Plan für Banken-Einbindung vor

(c) AP (Petros Karadjias)
  • Drucken

Die privaten Gläubiger Griechenlands sollen die Hälfte ihrer Forderungen auf 30 Jahre strecken. Weitere 20 Prozent ihrer bestehenden Investitionen sollen sie in einen "supersicheren" Wertpapierfonds einzahlen.

Brüssel. Seit gestern, Montag, ist bekannt, wie Europas Geschäftsbanken davon überzeugt werden, ihre griechischen Staatsanleihen über deren Fälligkeitsdatum hinaus zu behalten und damit zur Abwehr der Staatspleite Griechenlands beizutragen.

Die französische Zeitung „Le Figaro“ veröffentlichte einen inoffiziellen Plan von Frankreichs Bankverband, dessen Eckpunkte so aussehen: Die Banken sollen 70 Prozent des Geldes, das sie in griechische Bonds investiert haben, bei Fälligkeit in neue Schuldscheine investieren. 50 Prozent der bestehenden Forderungen sollen sie in griechische Bonds mit 30 Jahren Laufzeit investieren. Dafür sollen sie eine jährliche Verzinsung erhalten, die ungefähr jener entspricht, die für die Hilfskredite aus dem seit Mai2010 laufenden 110-Milliarden-Euro-Paket der EU und des Internationalen Währungsfonds fällig ist. Derzeit zahlt Griechenland fünf Prozent Zinsen für die Kredite von EU und IWF.

Die restlichen 20 Prozent der bestehenden Investitionen von Frankreichs Banken in griechische Staatsanleihen sollen bei Fälligkeit in einen neuen, nicht näher beschriebenen Fonds mit besonders kreditwürdigen Wertpapieren fließen. Dieser Fonds würde die gesammelten Zinsen erst zum Fälligkeitszeitpunkt an die Banken auszahlen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy bestätigte am Montag bei einer Pressekonferenz, dass die Laufzeit der neuen Staatspapiere 30 Jahre betragen soll. Dieses Modell dürfte als Vorlage für die anderen nationalen Modelle zur Beteiligung der Geschäftsbanken an der Umschuldung Griechenlands dienen. Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager bestätigte das; in deutschen Bankenkreisen äußerte man sich ebenso.

Am Montag traf sich zudem in Rom der Geschäftsführer des internationalen Bankenverbandes IIF, Charles Dallara, mit dem Chef des Wirtschafts- und Finanzausschusses der EU (WFA), dem Italiener Vittorio Grilli, um über die Bankenbeteiligung zu sprechen. Der WFA bereitet alle Treffen der Finanzminister der Eurozone vor, er ist eines der wichtigsten Gremien für die Steuerung der gemeinsamen Währungspolitik. Der Sprecher von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn bestätigte, dass bei diesem römischen Treffen alle Institutionen der Eurozone sowie die Kommission vertreten waren.

Steuerzahler schwer belastet

Allerdings dürfte bald mehr als die Hälfte der griechischen Ramsch-Anleihen bereits in die Bücher der öffentlichen Hände gewandert sein, wie eine neue Studie der Barclays Bank zeigt. Die Europäische Zentralbank ist mittlerweile die größte Gläubigerin Athens, sie hat griechische Bonds im Wert von rund 49 Milliarden Euro angekauft. Rund 38 Milliarden Euro sind im Zug des EU-IWF-Rettungspakets an die europäischen Regierungen gewandert. 30 Milliarden Euro sind in den Büchern der griechischen Pensions- und Sozialversicherungsträger, der IWF hält 15 Milliarden Euro, ausländische Staatsfonds, vor allem solche aus dem Nahen Osten und Asien, rund 25 Milliarden Euro. Dazu kommen 13 Milliarden Euro an Bonds, welche die einzelnen europäischen Notenbanken gekauft haben.

Damit es zur Umschuldung und einem zweiten, mindestens 100 Milliarden Euro schweren Hilfspaket kommt, muss aber zuerst das Parlament in Athen am Mittwoch und Donnerstag neuen Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen über rund 6,5 Milliarden Euro für heuer und 22 Milliarden Euro bis 2015 zustimmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nationalbank-Gouverneur Nowotny verteidigt die Anleihekäufe der EZB
International

Nowotny: Krise hat "gewisse Parallelen" zu Lehman

Der Nationalbank-Chef mahnt Politiker zu schnellerem Handeln im Kampf gegen die Krise. Die Befürchtungen für internationalen Abwärtstrend steigen wieder.
EZB-Präsident Trichet erinnert die europäischen Staaten an ihre Verantwortung
International

EZB fordert von Italien maximal ein Prozent Defizit

Die EZB drängt Italien zu einem verschärften Sparkurs. Trichet fordert von den Europäern eine rasche Umsetzung der Beschlüsse vom Krisengipfel im Juli.
EZB verteidigt den Ankauf spanischer und italienischer Staatsanleihen
International

Experte Gerke: Anleihekauf der EZB "unverantwortlich"

Experte Gerke kritisert dies als "Länderfinanzausgleich auf europäischer Ebene". Die Notenbank plant aber, dieses Engagement auch fortzusetzen.
Zertruemmert Italien Euro
International

Zertrümmert Italien den Euro?

Das hoch verschuldete Italien ist zum größten Problem für die Eurozone geworden: Misslingt die Stabilisierung durch Sparprogramm und EZB-Anleihenkäufe, dann gerät die gesamte Eurozone in ernste Pleitegefahr.
Leitartikel

Die Europäische Zentralbank, der brave Pudel der Politik

Das Brechen von Verträgen gehört in Europa längst zum Tagesprogramm. Neu ist, dass es erwachsene Rechtsstaaten sind, für die der Zweck alle Mittel heiligt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.