Verkauf von Volksbanken-Tochter gut wie sicher

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Das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG hat sich der russischen Sberbank bei der Übernahme ihrer Osteuropa-Tochter in entscheidenden Punkten angenähert. Strittig war bis zuletzt der Preis.

Wien. Die staatliche russische Sberbank steht vor der Übernahme der ÖVAG-Tochter Volksbanken International (VBI). Laut „Presse“-Informationen haben die Sberbank und die ÖVAG nun wichtige Hürden für den VBI-Deal beseitigt. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Gremien soll die Transaktion noch im Juli bekannt gegeben werden. Strittig war bis zuletzt der Preis. Dem Vernehmen nach haben sich beide Parteien auf einen Betrag von über 700 Mio. Euro angenähert. „Im Wesentlichen akzeptiert die ÖVAG die Bedingungen der Sberbank“, heißt es in Finanzkreisen. Ein ÖVAG-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Bei der Sberbank heißt es dazu nur, man sei mit den Österreichern in Verhandlungen.

Sonderlösung für Rumänien-Tochter

„Volksbanken International“ ist die Osteuropa-Bank der ÖVAG. Das Institut ist mit einer Bilanzsumme von 14 Mrd. Euro und 5362 Mitarbeitern in neun Ländern vertreten. Ein Problem bei den Gesprächen war die VBI-Tochter in Rumänien. Denn diese ist im Vorjahr wegen hoher Wertberichtigungen in die roten Zahlen gerutscht. Die VBI waren in Rumänien in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Dadurch erhöhten sich die Vorsorgen für faule Kredite. Mit einem Geschäftsvolumen von fünf Mrd. Euro ist die Bukarester Tochter die größte im VBI-Netzwerk. Die ÖVAG hoffte ursprünglich, die ganze Osteuropa-Sparte verkaufen zu können. Doch die Sberbank äußerte wegen der Risken in Rumänien Bedenken. Zudem gab es Vorbehalte der Nationalbank in Bukarest- gegen die Übernahme. Daher bleibt das Rumänien-Geschäft bei der ÖVAG.

Für die Sberbank ist der Kauf der restlichen „Volksbanken International“ von strategischer Bedeutung. Mit der Transaktion sind die Russen mit einem Schlag in fast allen wichtigen Ländern Osteuropas präsent. Erst vor Kurzem hatte das vom Kreml unterstützte Institut für 720 Mio. Euro das führende russische Investmenthaus Troika Dialog erworben.

Sberbank: Sechs Milliarden Euro Gewinn

Dank des Wirtschaftsaufschwungs und eines Rückgangs der Kreditausfälle stieg der Nettogewinn der Sberbank im ersten Quartal 2011 um das Doppelte auf umgerechnet 2,15 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr wird ein Nettogewinn zwischen 5,7 und 6,2 Mrd. Euro erwartet.

Die ÖVAG stehen dem bevorstehenden Deal mit einem lachenden und weinenden Auge gegenüber. Zunächst sind sie froh darüber, dass die schwierigen und langwierigen Gespräche finalisiert werden. Allerdings hätte sich die ÖVAG mit 1,2 Mrd. Euro einen deutlich höheren Preis erhofft. Die Volksbanken brauchen das Geld, um die Schulden beim Staat zu tilgen. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise erhielt das Volksbanken-Spitzeninstitut vom Steuerzahler eine Mrd. Euro.

Bis Jahresende muss die erste Tranche von 300 Mio. Euro zurückbezahlt werden. Von der Sberbank erhält die ÖVAG allerdings nur etwas mehr als 350 Mio. Euro. Denn die Österreicher sind nur mit 51 Prozent an der Osteuropa-Tochter beteiligt. Der Rest gehört den deutschen und französischen Genossenschaftsbanken.

Daneben will sich die ÖVAG auch von ihrem Sechs-Prozent-Anteil an der Raiffeisen Zentralbank (RZB) trennen. Dafür soll sie etwas weniger als 500 Mio. Euro bekommen. Käufer sind die Raiffeisen-Landesbanken, die bereits die Mehrheit an der RZB halten. Das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG wird sich nach der Umstrukturierung im Wesentlichen nur noch auf das Geschäft in Österreich konzentrieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2011)

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