Schuldenkrise: Italien macht der EU Kopfzerbrechen

(c) EPA (KARL-JOSEF HILDENBRAND)
  • Drucken

Bei einem Sondertreffen wollen die EU und EZB beraten, wie sie ein Übergreifen der Griechenland-Krise auf andere Länder verhindern können.

Wien/Rom/London/APA/Reuters. Die Lage ist ernst: EU-Ratspräsident Herman van Rompuy hat für heute, Montag, ein Krisentreffen einberufen. Man sorge sich wegen eines Übergreifens der Schuldenkrise auf Italien, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Marktdruck auf das südeuropäische Land wächst. So kletterte die Verzinsung italienischer Staatsanleihen mit langer Laufzeit erstmals über fünf Prozent. Steigende Renditen (aus Käufersicht) bedeuten fallende Kurse. Das Signal, das von den spanischen und italienischen Anleihenmärkten komme, lege die Befürchtung nahe, dass noch vor Spanien eine Ansteckung Italiens erfolgen könnte, zitiert die „Financial Times“ einen Händler.

Auch waren am Freitag die Kurse italienischer Bankaktien kräftig abgerutscht: Die Aktie der Bank-Austria-Mutter UniCredit verlor allein am Freitag 7,9 Prozent, in der gesamten vergangenen Woche waren es 20 Prozent. Italien hat mit einer Verschuldung von 120 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) die nach Griechenland zweithöchste Verschuldung der Eurozone und muss im zweiten Halbjahr die Rückzahlung alter Anleihen in Höhe von etwa 177 Mrd. Euro refinanzieren.

Neues Paket für Griechenland

Die EU will indes auch über das zweite Rettungspaket für Griechenland sowie die Beteiligung des Privatsektors an den Hilfsmaßnahmen verhandeln. An dem Sondertreffen nehmen EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker, EU-Währungskommissar Olli Rehn sowie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso teil.
Mit abschließenden Entscheidungen wird auf der Sitzung nicht gerechnet. Die Beteiligung privater Gläubiger (Banken und Versicherungen) an dem Rettungspaket ist umstritten. Die Ratingagenturen haben bereits angedeutet, dass sie eine Laufzeitverlängerung von Anleihen als teilweisen Zahlungsausfall werten würden. Experten warnen, dass das zu Kettenreaktionen an den ohnehin nervösen Finanzmärkten führen könnte. Das neue Griechenlandpaket soll einen Umfang von 120 Mrd. Euro haben.

Auch soll der Vertrag zur Schaffung eines dauerhaften Krisenfonds mit einer Kapitalausstattung von 700 Mrd. Euro unterzeichnet werden. 80 Mrd. müssen in bar einbezahlt werden, der Rest sind Nachschussverpflichtungen.

Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner Ifo-Instituts, riet Griechenland einmal mehr zum Austritt aus der Eurozone. Um wettbewerbsfähig zu werden, müsse das Land um 20 bis 30 Prozent billiger werden. Das sei mit dem Euro kaum zu schaffen. Trete Griechenland aber aus der Eurozone aus, könnte es später zu einem veränderten Wechselkurs wieder einsteigen. Sinn räumt aber ein, dass ein Austritt aus der Eurozone dazu führen könnte, dass Kunden ihre Gelder aus den Banken abziehen und diese pleitegehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.