Finanzmärkte: Nervöse Märkte reagieren positiv auf EU-Gipfel

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Symbolbild(c) REUTERS (� Kai Pfaffenbach / Reuters)
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In Frankfurt, London und New York wurde am Donnerstag jede Wortmeldung aus Brüssel nervös aufgenommen. Ergebnis des Euro-Krisengipfels der Staats- und Regierungschefs sorgte schlussendlich aber für Beruhigung.

Wien/Jaz/Ag. An den internationalen Finanzmärkten war gestern, Donnerstag, Anspannung die vorherrschende Gefühlsregung. Händler und Analysten blickten gebannt nach Brüssel, wo sich ab Mittag die Staats- und Regierungschefs der Eurostaaten trafen, um neuerlich über Griechenland – das größte Problemkind der Währungsunion – zu beraten. „Die Märkte erwarten sich von diesem Treffen ein eindeutiges und nachvollziehbares Signal“, hieß es im Vorfeld bei den Finanzmarktakteuren.

Euro auf Achterbahnfahrt

So wurde in der Früh die Meldung, dass sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy auf eine gemeinsame Linie für Griechenland geeinigt haben, an den Börsen mit Freude aufgenommen. Die europäischen Indizes lagen durchwegs im Plus, der Euro konnte gegenüber dem Dollar erneut zulegen.

Doch dann sorgte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker mit seiner Aussage über einen Zahlungsausfall Griechenlands für Verunsicherung. „Man kann so etwas nie ausschließen. Es sollte aber alles getan werden, um das zu verhindern“, meinte Juncker beim Betreten des Gipfeltreffens. Diese paar Worte reichten schon aus, um Europas Aktienmärkte und den Euro auf Talfahrt zu schicken.

Als dann jedoch die ersten Details über die Einigung des Gipfels durchsickerten, fassten auch die Investoren wieder mehr Vertrauen. Sowohl die Aktienmärkte konnten in der Folge ihre Verluste wieder aufholen als auch der Euro wieder an Stärke gegenüber dem Dollar gewinnen. „In Sachen Griechenland passiert endlich etwas – das wird auf dem Devisenmarkt positiv aufgenommen. Die Flexibilisierung des europäischen Schutzschirmes EFSF dürfte den Umgang mit der Schuldenkrise zumindest erleichtern“, meinte dazu Rainer Sartoris, Volkswirt bei der deutschen Bank HSBC Trinkaus.

Besonders große Zugewinne konnten die Aktien griechischer, spanischer und portugiesischer Banken verzeichnen. „Für die Banken in den Peripherieländern ist das ein gutes Ergebnis, da sie sich künftig zu günstigeren Konditionen verschulden können. Für deutsche Banken kann man gar nicht so viel Positives darin entdecken. Es wird sich aber erst in den nächsten Tagen zeigen, wie die Märkte das wirklich bewerten. Im Moment wird einfach nur die Einigung gefeiert“, so ein Aktienhändler an der Frankfurter Börse.

Vor allem die Auswirkungen der geplanten Beteiligung der privaten Gläubiger an dem Hilfspaket für Griechenland sind weiterhin unklar. Laut einem Papier des internationalen Bankenverbands schlagen die Finanzinstitute vor, sich mit 17 Milliarden Euro an dem auf knapp 90 Milliarden Euro taxierten zweiten Hilfspaket für Griechenland zu beteiligen. Betroffen wären vornehmlich deutsche und französische Banken.

Zu den „Profiteuren“ des Gipfels zählten am Donnerstag auch jene Euroländer, die zuletzt an den Märkten unter Druck geraten sind. So sanken neben den griechischen auch bei irischen, portugiesischen, spanischen und italienischen Anleihen die Risikoaufschläge deutlich.

Verlust von Triple-A

Eine Aufstockung des Rettungsfonds, wie sie schon öfters gefordert wurde, könnte indes aber Gefahren für andere Euroländer bringen. So würde die vollständige Inanspruchnahme eines auf eine Billion Euro aufgestockten Fonds etwa Frankreich sein „Triple-A“ kosten, rechnete die Citigroup in ihrem „Global Economic Outlook“ vor. Und auch die anderen AAA-Staaten, darunter Österreich, seien dann nicht mehr weit von dem Verlust dieses Status entfernt.

Auf einen Blick

Der EU-Gipfel sorgte auf den Finanzmärkten am Donnerstag für ein Wechselbad der Gefühle. Schlussendlich wurde das Ergebnis jedoch erleichtert aufgenommen. Größte Gewinner waren die Anleihen der Euro-Krisenländer, deren Risikoaufschläge deutlich sanken, und die Aktien von Banken aus den betroffenen Ländern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2011)

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