Schuldenkrise: Das Hoffnungspaket der Euroländer

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Die Staatschefs der Euroländer loben sich für ihr zweites Hilfspaket für das in Staatsschulden versinkende Griechenland. Doch dessen Größe und die Einbeziehung der Banken hängen von einigen Ungewissheiten ab.

109 Milliarden Euro frisches Geld für Griechenland

Die Euroländer und der Internationale Währungsfonds IWF geben Athen einen neuen Kredit über voraussichtlich 109 Milliarden Euro. Wie schon im ersten 110-Milliarden-Euro-Paket vom Mai 2010 werden die Europäer zwei Drittel, der IWF ein Drittel der Summe bereitstellen. Dazu kommen 45 Milliarden Euro aus dem ersten Paket, die noch nicht ausgezahlt wurden. Der Kreditanteil der Europäer wird über den Rettungsschirm EFSF geleistet. Ein Teil des Geldes wird für den Rückkauf alter Anleihen verwendet. Das soll laut EU-Kommission Athens Schulden von derzeit 158 % des BIPs um zwölf Prozentpunkte verkleinern.

Griechenlands Gläubiger erwarten 21 Prozent Verlust

Athen hat 259 Milliarden Euro Schulden bei privaten Gläubigern. 192 Milliarden Euro davon werden bis Ende 2019 fällig. 30 Finanzkonzerne bieten an, 135 Milliarden Euro davon in neue Bonds mit 15 und 30 Jahren Laufzeit umzutauschen. Als Gegenleistung fordern sie Garantien in Form von supersicheren Bonds des EFSF. Für diese Garantien muss der EFSF rund 42 Milliarden Euro aufwenden. Unterm Strich stunden die Banken und Fonds Athen also nur rund 93 Milliarden Euro oder 48 Prozent der bis Ende 2019 fällig werdenden Schulden. Dazu bieten sie eine Senkung der Zinssätze für die ausstehenden Bonds von derzeit rund fünf Prozent auf 4,5 Prozent. Und sie wollen alte Bonds mit dem Nennwert von rund 32,6 Milliarden Euro um 20 Milliarden Euro an den EFSF verkaufen. In Summe erwarten die Privatgläubiger einen Verlust von 21 Prozent ihrer Investitionen in griechische Staatsanleihen.

Dieses Paket bringt Zeitgewinn, mehr nicht

Die Euroländer haben Zeit für die Sanierung der griechischen Volkswirtschaft gewonnen. Den Kern des Problems haben sie nicht gelöst: die riesige Staatsschuld, die Athen wohl nie zurückzahlen kann. Zudem sind alle genannten Zahlen nur Schätzungen. Sie hängen zum Beispiel davon ab, ob wirklich 90 Prozent der 30 Finanzkonzerne am Programm zum Umtausch alter Bonds teilnehmen. Die Annahme der Banken von 21 Prozent Verlust basiert zudem auf sehr optimistischen Annahmen für das Wachstum der griechischen Wirtschaft, die seit drei Jahren schrumpft. Bis zu weitere 28 Milliarden Euro könnten ferner dazukommen, wenn Athen nicht wie versprochen Staatsvermögen in diesem Umfang privatisiert. „Das war bloß eine große Übung zur Gesichtswahrung“, sagte der frühere Banker Sony Kapoor vom Thinktank Re-Define zur „Presse“.

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