Griechenland-Hilfe: Banken bringen nur ein kleines Opfer

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Die Beteiligung der Banken am nächsten Griechenland-Rettungspaket wird geringer ausfallen als in der Vorwoche bekannt gegeben. Die UniCredit wird ihre Anleihen umtauschen, die Erste Bank prüft noch.

Wien/Athen. Die Kritik am Griechenland-Rettungspaket reißt nicht ab. Der Präsident der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, greift die Regierungschefs der Eurozone scharf an. Denn mit der in der Vorwoche präsentierten Lösung werden „umfangreiche zusätzliche Risken auf die Hilfe leistenden Länder und deren Steuerzahler verlagert“. Laut Weidmann werde mit den Beschlüssen die Tür für eine Transferunion und eine Aufweichung der Haushaltsdisziplin in Europa geöffnet.

Als Sieger der Griechenland-Rettung gehen die Banken hervor. Noch in der Vorwoche hatte der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erklärt: „Das trifft uns hart.“ Doch die Realität sieht ein wenig anders aus. Laut Angaben des internationalen Bankenverbands IIF, dessen Vorsitzender Ackermann ist, werden die privaten Gläubiger bis 2014 rund 50Mrd. Euro zum Rettungspaket beisteuern. Allerdings kann niemand plausibel erklären, wie diese Zahl zustande kommt.

Das „Wall Street Journal“ hat nun nachgerechnet und kommt zum Ergebnis, dass die 90 führenden Banken lediglich Abwertungsverluste zwischen sieben und 14Mrd. Euro einkalkulieren müssen. Davon entfallen zwei Drittel auf griechische Banken.

Eurostaaten haften für Anleihen

Wer Athener Staatsanleihen hält und diese über die Börse verkauft, müsste zum Ausgabekurs einen Abschlag von 40 bis 50 Prozent hinnehmen. Doch die Gläubiger bekommen nun die Chance, die Papiere mit einem Forderungsverzicht von bis zu 21 Prozent umzutauschen. Der große Vorteil dabei ist, dass die neuen Anleihen gegen einen Ausfall versichert sind. Denn für sie garantiert der europäische Rettungsfonds EFSF. Sollte sich in einigen Jahren herausstellen, dass Griechenland seine Schulden trotz aller Sparpakete nicht begleichen kann, bekommen die Banken über den EFSF-Fonds ihr Geld zu 100Prozent zurück.

„Zwischen Banken, die null wollten, und Politikern, die deutlich mehr wollten, hat man eben eine Verhandlungsmitte von 21Prozent gefunden“, meint Oliver Flade, Fondsmanager bei Allianz Global Investors. Viele Finanzkonzerne waren intern von einem größeren Minus ausgegangen. Die Deutsche Bank wäre dem Vernehmen nach bei griechischen Staatsanleihen sogar zu einem Abschlag von 50 Prozent bereit gewesen, die Allianz-Versicherung und die Commerzbank hätten sich mit einem Minus von 30 Prozent zufriedengegeben. Einige Institute haben einen Teil ihrer Griechenland-Papiere bereits zum Marktkurs abgewertet und können sich nun über Aufwertungsgewinne freuen. Finanzkreisen zufolge scheiterte ein höherer Forderungsverzicht am Widerstand der Athener Banken, denn diese halten die meisten Griechenland-Papiere.

Derzeit können Investoren zwischen vier komplizierten Umschuldungsvarianten wählen. Diese wurden vom Bankenverband IIF ausgearbeitet und von den EU-Staats- und Regierungschefs akzeptiert. Der vom IIF genannte Forderungsverzicht von 21Prozent ist die Maximalvariante, es gibt auch Modelle, wo die Abschläge niedriger sind.

In Österreich hält die „KA Finanz“, die Bad Bank der Kommunalkredit, mit einer Mrd. Euro das höchste Griechenland-Obligo. Laut „Presse“-Informationen wird das Institut aller Voraussicht nach nicht bei der Rettungsaktion mitmachen. Die Erste Bank prüft noch. „Uns liegen nicht alle Informationen vor“, sagte ein Banksprecher. Bank Austria und UniCredit, die zusammen griechische Anleihen von über 600 Mio. Euro besitzen, nehmen an dem Hilfsprogramm teil.

Wer nicht umschuldet, soll seine griechischen Anleihen nach Ende der Laufzeit zu 100 Prozent getilgt bekommen.

Vor allem Inhaber von Papieren mit einer langen Laufzeit steigen auf die neuen Anleihen um, weil für diese der europäische Rettungsfonds EFSF haftet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2011)

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