Kartellverfahren: Luxusuhren im Visier der EU-Fahnder

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Die Uhrenhersteller stehen im Verdacht, Konkurrenz und Werkstätten zu sabotieren, indem sie Einzelteile nicht liefern. Welche Uhrenfirmen im Visier der Ermittler sind, das teilte die Wettbewerbsbehörde nicht mit.

Zürich/Wien/Cim/Ag. Die Produzenten von Luxusuhren sind ins Visier der europäischen Wettbewerbshüter geraten. Die Hersteller sollen sich, so der Vorwurf, geweigert haben, unabhängige Reparatur-Unternehmen mit Ersatzteilen zu beliefern. Diese werfen den Herstellern vor, sie würden ihre Konkurrenten so aus dem Markt drängen. Welche Uhrenfirmen im Visier der Ermittler sind, das teilte die Wettbewerbsbehörde nicht mit.

Swatch, der weltgrößte Uhrenhersteller, ist von dem Verfahren betroffen, bestätigte eine Sprecherin. Swatch dominiert den Schweizer Uhrenmarkt mit einem geschätzten Anteil von 70 Prozent. Der Genfer Konkurrent Richemont wollte sich nicht zu den Untersuchungen der EU äußern.

Uhrenbranche streitet seit Jahren

Vor drei Jahren ist der Verband der europäischen Uhren-Reparatur-Betriebe (CEAHR) mit seiner Beschwerde vor der EU-Kommission abgeblitzt. Darauf zog der Verband vor das Europäische Gericht in Luxemburg, die zweithöchste juristische Instanz der EU. Diese hatte den Entscheid der EU-Kommission im Dezember zurückgenommen. Laut der ursprünglichen Beschwerdeschrift von 2004 wirft CEAHR den Uhrenherstellern vor, den unabhängigen Uhrmachern die Geschäftsgrundlage zu entziehen, da es keine alternativen Bezugsmöglichkeiten für die Ersatzteile gebe. Das Verfahren endete mit einer einvernehmlichen Lösung. Die Swatch-Gruppe verpflichtete sich damals, bestehende Kunden bis Ende 2010 zu beliefern.

Swatch will die Produktion für fremde Firmen schon seit Jahren einschränken. Mit der Begründung, während Swatch in die Produktion investiert, hätten die Konkurrenten dadurch mehr Mittel für die Werbung frei. Außerdem brauche man die Kapazitäten für den eigenen Konzern. Die Konkurrenz wirft Swatch vor, man wolle die beherrschende Stellung ausnutzen.

Die Tatsache, dass nur wenige Schweizer Unternehmen eigene Uhrwerke herstellen, beschäftigt auch die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko). Der Konzern selbst hat eine Untersuchung beantragt, weil Swatch nicht länger alle Konkurrenten beliefern will. Weil die Gruppe zurzeit die dominante Uhrwerkherstellerin in der Schweiz ist, könnte eine selektive Auswahl der Kunden gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen.

Swatch muss Fremde beliefern

Die Weko sollte also prüfen, ob es alternative Bezugsquellen gibt. Im Juni hatten die Wettbewerbshüter geurteilt, dass Swatch in Zukunft auch die Konkurrenz mit Uhrwerken beliefern muss, der Umfang aber in den kommenden Jahren reduziert werden darf.

Die dominante Stellung von Swatch in der Schweizer Uhrenindustrie geht eng einher mit der Gründung der Uhrenmarke durch Nicolas Hayek, den Erfinder der gleichnamigen Uhr. Dank des Erfolgs der Billiguhren ist es Hayek gelungen, die Schweizer Uhrenindustrie, die sich seit den 1970er-Jahren in einer Krise befand, zu retten. Zum Konzern gehören heute Luxusmarken wie Breguet, Glashütte, Omega und Longines.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2011)

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