Nowotny: Krise hat "gewisse Parallelen" zu Lehman

Nationalbank-Gouverneur Nowotny verteidigt die Anleihekäufe der EZB
Nationalbank-Gouverneur Nowotny verteidigt die Anleihekäufe der EZB(c) REUTERS (Heinz-peter Bader)
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Der Nationalbank-Chef mahnt Politiker zu schnellerem Handeln im Kampf gegen die Krise. Die Befürchtungen für internationalen Abwärtstrend steigen wieder.

Angesichts der Schuldenkrisen in Europa und USA, Konjunktursorgen und Börseabstürzen drängte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Rat Ewald Nowotny die Politiker, schneller und entschiedener gegenzusteuern. Die europäischen Länder müssen die Beschlüsse des Eurogipfels vom Juli wirklich rasch umsetzen, es dürfe keine Verzögerungen geben. Nowotny ortet bereits gewisse Parallelen zu der Krise nach der Lehman-Pleite. Der Notenbanker verteidigte zudem die Anleiheaufkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB).

Ob die Krise schon so schlimm sei wie "Lehman" 2008, wurde Nowotny in dem Interview gefragt: "Das würde ich derzeit nicht sagen" - realistischerweise müsse man aber sehen, dass es "gewisse Parallelen" gebe. Beispielsweise, dass die Banken in ihrer Kreditvergabe vorsichtig werden, und dass sie in zunehmendem Maß Geld bei der EZB parkten. Die Einlagen bei der EZB seien massiv angestiegen. "Das ist kein gutes Zeichen".

Nowotny: Börsen oftmals irrational

Ob die Kursstürze an den Börsen weitergehen, dazu vermag er keine Prognose abzugeben. Börsen seien sehr sensibel und oftmals irrational. Der unmittelbare Anlass jetzt sei ja die Budgetproblematik in den USA gewesen und das politische Tauziehen um die dortige Schuldengrenze. Jetzt stiegen aber die Befürchtungen, dass es international wieder zu einem Abwärtstrend kommen könnte. Für Europa gelte das von der Prognoseseite her nicht, aber natürlich würden "Europa und damit auch Österreich von dieser Entwicklung mitgezogen".

Anleihenkauf keine Geldmengenausweitung

Realistisch gesehen sei man hier in einer schwierigen Situation. Hier gelte es "mit Klugheit und Entschlossenheit" zu agieren. Im EZB-Rat sei sehr ausführlich diskutiert worden, welche Risiken mit den jüngsten Aktionen (neue Anleihe-Aufkäufe, Anm.) verbunden seien. "Natürlich hat jedes Handeln Risiken", räumte Nowotny heute ein. Aber es sei besser als "Nicht-Handeln". In dieser Situation gebe es keine Maßnahme, die ohne Risiko sei. Nowotny bekräftigte aber, dass es damit zu keiner Ausweitung der Geldmenge komme, es sei damit keine Inflationsproblematik verbunden.

Die EZB hatte am Sonntagabend signalisiert, dass sie nun auch Staatsanleihen der großen Euroländer Italien und Spanien kaufen will. Händler hatten gestern berichtet, dass mehrere europäische Zentralbanken italienische und spanische Bonds aufkauften.

(APA)

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