Bank of America: Der Gigant wackelt

Bank America Gigant wackelt
Bank America Gigant wackelt(c) EPA FILE/Justin Lane (Justin Lane)
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Krise. Die US-Finanzinstitute sind von dem aktuellen Börsencrash außerordentlich stark betroffen. Besonders steil nach unten ging es für die einst größte Bank der Welt.

Wien/Stef. Als Brian Moynihan im Jänner 2010 den Chefposten der Bank of America übernahm, versprach der Manager, das Finanzinstitut zu vergangenem Ruhm zurückzuführen. Im Zuge der Finanzkrise von 2008 hatte die Bank nicht nur zwei Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt. Sie geriet wegen fragwürdiger Hypothekarkredite auch ins Visier der Justiz.

Bislang ist Moynihan mit seinem Plan, die Bank of America wieder zum größten Finanzinstitut der Welt zu machen, gescheitert: Die Aktie rasselt seit Jahresbeginn stetig nach unten – eine Talfahrt, die zu Wochenbeginn in einem 20-prozentigen Minus an einem Tag gipfelte, das auch am Dienstag trotz starker Zugewinne nicht wettgemacht werden konnte. Derzeit ist das Unternehmen genauso viel wert wie 1991. Seit 2007 verlor die Aktie 75 Prozent ihres Wertes. JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo haben mittlerweile einen höheren Börsewert als der einstige Gigant Bank of America.

„Ich mache mir Sorgen um die Bank“, sagte der New Yorker Hedgefonds-Manager David Tepper und verkaufte sein Aktienpaket. Zwar leidet die gesamte US-Finanzbranche unter den aktuellen Rezessionsängsten. US-Bankaktien verloren am Montag elf Prozent. Auf die Bank of America trifft das besonders zu: Mit ihrem dichten Filialnetz, auch in ländlichen Gegenden, hängt das Institut stärker als andere Häuser von zahlungskräftigen Konsumenten ab.

Milliardenklagen stehen im Raum

Hinzu kommen viele ungelöste juristische Probleme. Am Montag brachte der Versicherungsgigant AIG eine zehn Mrd. Dollar (sieben Mrd. Euro) schwere Klage gegen die Bank mit Sitz in North Carolina ein. Der 2008 erworbene Kreditgeber Countrywide verkaufte einst „faule“ Hypotheken in großem Stil an AIG. Den Versicherer brachte das an den Rand der Pleite, die er nur dank milliardenschwerer Staatshilfe vermeiden konnte.

AIG behauptet nun, über die Risken nicht ausreichend aufgeklärt worden zu sein. Bislang gelang es der Bank of America, sich in ähnlichen Fällen außergerichtlich zu einigen. Dagegen legte jetzt der New Yorker Staatsanwalt sein Veto ein – er will alte Vergleiche neu aufrollen. Der Klage von AIG verleiht das Rückenwind, die Bank of America gerät in die Bredouille.

Am Abgrund steht das Institut aber trotz der Probleme noch nicht. Im ersten Quartal wurde ein Gewinn von zwei Mrd. Dollar eingefahren, die Reserven betragen mehr als das Dreifache davon. Allerdings: Setzte sich AIG mit seiner Milliardenklage durch, könnte es eng für den einstigen Giganten des Finanzsystems werden.

Firmenchef Moynihan hat deshalb auf Krisenmodus geschaltet, von einer Rückkehr zu vergangenem Ruhm spricht er nicht mehr. Eine geplante Dividendenausschüttung hat Moynihan abgesagt. Und im Herbst dürfte er einen Teil der 280.000 Mitarbeiter abbauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2011)

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