Höhepunkt der Inflation in Deutschland überschritten

Sinkende Ölpreise entlasten die Inflation
Sinkende Ölpreise entlasten die Inflation(c) APA (Georg Hochmuth)
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Verbraucherpreise in Deutschland fallen erstmals seit Jahresbeginn. Neben den Preissenkungen beim Öl wurden auch viele Lebensmittel billiger.

Bei den Preisen von Waren und Dienstleistungen in Deutschland ist im August erstmals seit Jahresbeginn eine Trendumkehr eingetreten. Die Verbraucherpreise fielen um durchschnittlich 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mit. "Für den ersten Rückgang seit Jänner sorgten vor allem Preissenkungen für Heizöl und Kraftstoffe", sagte ein Statistiker. Im Juli hatte es noch einen Anstieg um 0,4 Prozent gegeben. Die jährliche Teuerungsrate fiel gleichzeitig auf 2,3 Prozent und verharrte über der Zwei-Prozent-Marke, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen spricht. Im Juli war sie bei 2,4 Prozent gelegen - noch schneller waren die Preise zuletzt vor knapp drei Jahren gestiegen.

Experten erwarten weiteren Rückgang

"Wir haben den Höhepunkt der Inflation überschritten", sagte Analyst Lothar Hessler von HSBC Trinkaus. "Grund dafür ist vor allem der fallende Ölpreis." Angesichts der schwächeren Weltkonjunktur könne er sogar noch weiter sinken. Ähnlich äußerte sich Helaba-Experte Stefan Mütze: "Wir haben in Deutschland keinen großen Preisdruck - auch wegen der schwächeren Konjunktur. Bis Ende des Jahres dürfte die Inflation weiter zurückgehen."

Entlastet wurden die Verbraucher vor allem durch den sinkenden Ölpreis, der wegen Rezessionssorgen in den USA und vielen Euro-Ländern sowie dem Triumph der Rebellen im ölreichen Libyen spürbar nachgab. Nach Berechnungen der Commerzbank mussten sie für Heizöl und Benzin rund drei Prozent weniger bezahlen als noch im Juli. Auch Obst, Gemüse und viele andere Lebensmittel waren in der Erntesaison deutlich günstiger zu haben. Details wollen die Statistiker am 9. September nennen.

EZB-Leitzinsanhebung vorerst vom Tisch

Der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt das eine Atempause. Wegen wachsender Inflationsgefahren hatte sie ihren Leitzins in diesem Jahr zweimal angehoben - von 1,0 auf 1,5 Prozent. "Inflation kann für die EZB auch kein Thema mehr sein: Kurz- bis mittelfristig muss sie sich jedenfalls keine Sorgen machen", sagte DekaBank-Experte Sebastian Wanke. Höhere Zinsen können das Wachstum dämpfen, weil sie Kredite für Konsum und Investitionen verteuern.

Zuvor hatte der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz im Interview mit dem "Handelsblatt" die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, ihren Leitzins zu senken, um eine wirtschaftliche Flaute zu verhindern. "Die EZB sollte ihre beiden Zinserhöhungen rückgängig machen", sagte der Ökonom.

(APA/Ag.)

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