„Grobvergleich“: Das Rechenmodell des Finanzministeriums

(c) Dapd (Steffi Loos)
  • Drucken

Eine griechische Pleite würde zu einem Zerbrechen der Eurozone führen, schätzt das Finanzministerium. Auch Portugal, Spanien und Italien müssten dann den Euroraum verlassen. Die Folge wäre ein Exporteinbruch.

Wien/Stef. 40 Mrd. Euro: Mit dieser Zahl bezifferte das Finanzministerium gegenüber der „Presse“ die Kosten für Österreich, sollte Griechenland fallengelassen werden. Deshalb sei die Rettung der Griechen die einzige Alternative, heißt es. Weil das damit verbundene Hilfspaket, an dem Österreichs Steuerzahler mit 2,3 Mrd. Euro direkt beteiligt sind, deutlich billiger komme.

Doch wie kommt das Finanzministerium auf die Zahl von 40 Mrd. Euro? „Wird Griechenland in die Pleite geschickt, zerbricht die Eurozone“, argumentiert Harald Waiglein, Sprecher des Ministeriums. Auch Portugal, Spanien und Italien müssten dann den Euroraum verlassen. Die Folge wäre ein Exporteinbruch, und daraus ergäbe sich ein Großteil des Schadens von 40 Mrd. Euro für Österreichs Wirtschaft. Selbst einen „Run“ auf die Banken sei in solch einem Fall in den betroffenen Ländern nicht mehr auszuschließen: „Der Effekt wäre Lehman hoch drei.“

Haircut keine gute Option

Den Berechnungen zugrunde liegen Schätzungen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. „Es ist keine wissenschaftliche Studie, es handelt sich um einen Grobvergleich“, heißt es aus dem Finanzministerium. Interessanter Nebenaspekt: Die Berechnungen stammen aus dem Frühjahr 2010. Damals hieß es vonseiten der politischen Akteure, dass eine Pleite Griechenlands undenkbar sei und es deshalb keine Kostenberechnungen gebe. Auch einen „Haircut“ (Schuldenschnitt) in Höhe von 50 Prozent, für den sich beispielsweise der deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld ausspricht, hält Österreichs Finanzministerium für keine gute Option – wegen der „unkontrollierbaren Folgen an den Finanzmärkten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.