IWF: Griechenland bleibt auch 2012 in der Rezession

(c) Dapd (Thomas Lohnes)
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Die Troika aus IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank ermahnt die griechische Regierung zu härteren Sparanstrengungen. Liste von 15 Sparmaßnahmen vorgelegt, die besonders rasch umgesetzt werden müssen.

Wien/Ag./Red. Eine griechische Pleite sei kein Tabu mehr: Die Kritik auf diese Einschätzung des deutschen Vizekanzlers Philipp Rösler (FDP) folgte auf dem Fuß. Es will nach wie vor niemand offiziell über einen Bankrott des EU-Landes sprechen – obwohl es immer schlechter aussieht für Athen: Im Oktober braucht Griechenland die nächste Hilfszahlung in Höhe von acht Mrd. Euro, sonst kann der Staat Löhne und Gehälter nicht mehr auszahlen. Das hieße mit anderen Worten: Staatsbankrott.

Die Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) macht weiter Druck auf Athen. Griechischen Medien zufolge haben die Vertreter der Troika der Regierung in Athen eine Liste von 15 Sparmaßnahmen vorgelegt, die besonders rasch umgesetzt werden müssen.

Sorge vor Übergreifen der Krise

Der Liste zufolge müssen die Griechen Mitarbeiter im Staatsdienst entlassen, Staatsgehälter und Pensionen kürzen oder einfrieren, Heizölsteuer erhöhen, verlustreiche staatliche Organisationen schließen, die Gesundheitsausgaben senken und Privatisierungen beschleunigen.

Der IWF mahnte die Griechen zu weiteren Sparanstrengungen. Griechenland verdiene zwar Respekt für seine fiskalischen Anstrengungen. Es müsse aber weitere Fortschritte geben, sagte der ständige Vertreter des IWF in Athen, Bob Traa, am Montag. Der IWF rechnet damit, dass die griechische Wirtschaft heuer um 5,5 Prozent schrumpfen werde.

Auch im nächsten Jahr werde es Griechenland laut Schätzung des IWF nicht aus der Rezession schaffen. Der Abschwung wird sich mit 2,5 Prozent aber verlangsamen. 2013 werde die griechische Wirtschaft dann wieder wachsen.

Weltbank-Präsident Robert Zoellick sorgt sich vor einem Übergreifen der Krisen in der Eurozone und den USA auf Schwellen- und Entwicklungsländer. Seit vergangenem Monat seien erste „Signale einer Ansteckung“ zu sehen, beispielsweise auf den Anleihe- und Aktienmärkten, sagte Zoellick am Montag in Washington. „Wir müssen jetzt sehr darauf achten, ob sich das ausbreitet“, betonte er im Vorfeld des Jahrestreffens von Weltbank und des IWF.
Besonders anfällig seien Staaten in Ost- und Südeuropa, wie etwa die Länder des Balkans wegen ihrer Nähe zur Eurozone. Viele Schwellenländer hätten inzwischen zudem weniger Spielraum in ihren Staatsfinanzen, um einen Abschwung abzufedern.

„Unangenehmes Szenario“

Unterdessen warnte Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank und EZB-Ratsmitglied, vor den Folgen eines Zahlungsstopps an Griechenland. Falls Athen wegen einer Nichterfüllung seiner Auflagen keine weiteren internationalen Hilfsmittel erhalte, werde dies nicht nur für Griechenland, sondern auch für die anderen Beteiligten ein „relativ unangenehmes Szenario“ ergeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2011)

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