EZB dämpft Spekulation über rasche Zinssenkung

Yves Mersch
Yves Mersch(c) AP (Reed Saxon)
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Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch betont, dass die oberste Aufgabe der EZB ist, Preiswertstabilität zu gewährleisten.

Die EZB hat der Debatte über eine rasche und kräftige Zinssenkung Anfang Oktober die Spitze genommen. "Diese wilden Spekulationen zeigen nur, dass einige Leute ihre Orientierung verloren haben", kritisierte Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch in einem am Montag veröffentlichten Interview . "Wir haben nur eine Nadel in unserem Kompass", fügte Mersch mit Blick auf das Mandat der EZB hinzu, Preiswertstabilität zu gewährleisten.

Maltas Notenbankchef Josef Bonnici betonte im Gespräch mit MNI, die Lage an der Inflationsfront habe sich beruhigt. Die EZB erwartet für dieses Jahr eine Teuerung von 2,6 Prozent und 2012 einen Rückgang auf 1,7 Prozent. Damit würde die von der EZB zur Sicherung der Preisstabilität angepeilte Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent nächstes Jahr wieder unterschritten. Die Währungshüter hatten im Kampf gegen die steigende Inflation die Zinsen 2011 bereits zweimal auf nunmehr 1,5 Prozent angehoben. Angesichts der Furcht vor einem Abgleiten der Euro-Zone in eine Rezession waren Spekulationen aufgekommen, dass die EZB bei der auswärtigen Sitzung des Rats am 6. Oktober in Berlin das Ruder herumwerfen und die Zinsen um einen halben Prozentpunkt senken könnte.

Nowotny schließt Zinssenkung nicht gänzlich aus

Aus Sicht Bonnicis ist es derzeit wichtiger, den Banken Liquidität bereitzustellen als über die Zinsen zu sprechen. Zugleich mahnte er, nicht übereilt zu handeln. "Falls es Sorge um das Wirtschaftswachstum gibt, sollte man offensichtlich doch erst einmal abwarten."

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny schließt Zinssenkungen in der Euro-Zone allerdings nicht gänzlich aus. "Die EZB macht keine Vorfestlegungen, und Zinssenkungen können nicht ausgeschlossen werden. Es hängt alles von künftigen Entwicklungen ab", sagte Nowotny zu MNI. Experten werteten die Äußerungen als Hinweis darauf, dass die EZB Zeit gewinnen und möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt die Zügel geldpolitisch lockern wolle. "Ich habe nicht den Eindruck, dass die Zentralbank bereits eine Zinssenkung vorbereitet, aber sie hält sich die Option offen", meint Ökonom Carsten Brzeski von ING.

(APA)

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