Prognosen: Gut gezielt, schlecht getroffen

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Der Realitäts-Check zeigt: Selbst bei relativ kurzfristigen Prognosen liegen die Konjunkturforscher oft weit daneben. Die Rechenmodelle der Konjunkturprognostiker hinken der Realität immer eine Spur nach.

Wien/Ju. Konjunkturprognosen haben eine wichtige wirtschaftliche Steuerungsfunktion. Aber wie treffsicher sind sie eigentlich? Ein Blick auf nebenstehende Tabelle, die jeweils die Dezemberprognosen der Institute mit dem tatsächlichen Ergebnis des folgenden Jahres vergleicht, zeigt: Selbst bei so kurzfristigen Prognosen liegen die Konjunkturforscher erstaunlich weit daneben. Das Problem: Die Rechenmodelle der Konjunkturprognostiker liefern ganz offensichtlich ähnliche Ergebnisse wie die „Trendfolger“ bei Aktienprognosen: Sie hinken der Realität immer eine Spur nach. Das führt dazu, dass die Ergebnisse im Abschwung ein deutlich zu positives und im Aufschwung ein deutlich zu pessimistisches Bild zeichnen.

Und: Je heftiger die Krise oder der Aufschwung hereinbricht, desto weiter entfernt sich die Prognose von der Realität. Das war besonders krass im Krisenjahr 2009 zu sehen, als IHS und Wifo BIP-Rückgänge zwischen 0,1 und 0,5 Prozent vorhersahen, während das BIP in der Realität um satte 3,8 Prozent, also um ein Vielfaches, einbrach.

Das ist freilich kein österreichisches Phänomen. In Deutschland etwa hat „Die Zeit“ vor ein paar Jahren die Prognosen der Institute mit der Realität verglichen – und befunden, die Regierung zahle den Instituten „Millionen für falsche Prognosen“.

Doch das ist unfair: Wenn man die Scheinpräzision der Kommastellenberechnung ignoriert und sich mehr auf die Trendrichtung konzentriert, dann bekommt man – wie beim Wetterbericht – recht brauchbare Ergebnisse.

Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2011)

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